Erich Mühsam - Von den Nazis verbrannte Autoren #1 (original modelling, gif editing, writing)

Vorgestern habe ich einem neuen Freund ein Gedicht von Erich Mühsam, einem deutschen Anarchisten vorgelesen und habe dabei die Idee bekommen eine Postserie über Autoren zu machen, deren Werke von den Nazis verbrannt wurden. Als kleinen Einstieg zu Erich Mühsam hier erstmal das Gesicht, das ich vorgelesen habe, als dieses Bild gemacht wurde:

Ich bin ein Pilger...

Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.

Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
der das Erwachen flieht, auf das er harrt.

Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
der einst in fahle Ewigkeiten fällt.

Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
das tauentströmt in Wolken sich ergießt;
das küßt und fortschwemmt weint und froh genießt.

Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?
Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt."

(Erich Mühsam)

Erich Mühsam vertrat die Idee des gewaltlosen Anarchismus und charakterisierte Anarchisten folgendermaßen:

"Ein Anarchist geht niemals freiwillige Verpflichtungen ein, die die Selbstbestimmung beinträchtigen oder ihn einer Autorität unterwerfen können."

Sein Lebenslauf beweist, wie konsequent er sein 1918 formuliertes Credo "Und ob sie mich erschlügen, sich fügen heißt lügen!" vertrat. Mühsam versuchte wiederholt alle linken Parteien zur solidarischen Zusammenarbeit gegen den Krieg zu bewegen und war mit diesen Pazifistischen Bestrebungen ein Dornn im Auge des Kaiserreichs. Darum wurde 1919 verhaftet und nach einer 6 jährigen Haftstrafe vorzeitig entlassen. Während seiner Haft schrieb er Geschichten für seine Frau Kreszentia und illustrierte diese mit bunten Zeichnungen. Als er nach seiner Entlassung mit seiner Frau am Anhalter Bahnhof in Berlin ankam erwarteten ihn tausende Kampfgenossen und sagen die Internationale, wofür sie von der Polizei mit Knüppelhieben attakiert wurden. 1929 warnte der jüdisch-stämmige Mühsam SPD und KPD vor dem nahenden faschistischen Staatsstreich.

In der Nacht des Reichtagsbrandes wurde 27.-82. Februar 1933 wurde Mühsam von SA-Leuten verhaftet und ins Gefängnis verschleppt. Die am Morgen des selben Tages geplante Flucht nach Prag gelang ihm leider nicht. Er wurde in verschiedenen Gefängnissen und KZs festgehalten und wiederholt schwer misshandelt.
Ein Mithäftling beschreibt Mühsams Zustand in jenen Tagen folgendermaßen: "Das Gesicht war feuerrot und vollkommen verschwollen, die Augen blutunterlaufen. Er fiel kraftlos auf seinen Strohsack. "Die Schweine", stieß er hervor, "haben mir in den Mund gerotzt." Am nächsten Tag war sein linkes Ohr wie ein Boxerohr ganz dick angeschwollen, und aus dem Gehöhrgang trat eine Blase heraus. Acht Tage beließ man ihn in diesem Zustand ohne Hilfe. Erich Mühsam sagte zu mir: "Weißt du, vor dem Sterben habe ich keine Angst, aber dieses langsame Hinmorden, das ist das Grauenhafte."
1934 wurde er von SS-Leeuten im KZ Oranienburg ermordet. Sein Kampfgeist und seine inspirierende Poesie verbleibt in unseren Herzen.

Read the English translation of this post here.

Viel Licht und Liebe <3

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