Hallo liebe Steemians,
hier kommt nun endlich mein erster selbst geschriebener Beitrag auf steemit. Danke an @relationtrip für ihren Motivationsschub in Form von Erkläre die Blockchain einem Newbie.
tl;dr : Die Blockchain ist sowas wie ein riesiges Kassenbuch, von dem es ganz viele Kopien gibt. Aber Opa erklärt das sooo schön.
Ich freue mich auf euer Feedback!
Leider ist Opa ist schon länger tot. Aber so ist das nun mal, wenn man vor ungefähr 100 Jahren geboren wurde. Da hat man den Krieg miterleben müssen und brauchte viel Glück um durchzukommen.
Opa war in Russland und in Polen. Bis er aufgrund eines blöden Zwischenfalls mit der Panzerfaust auf dem Kasernenhof ins Lazarett gebracht werden musste. Nur mit viel Glück hat er überlebt und ich konnte ihn kennenlernen. Und nur deshalb kann ich ihm heute ganz virtuell seine Frage beantworten, die er sicher gestellt hätte: „Mein Jung, was ist eigentlich diese Blockchain?“
Jetzt habe ich also das Problem. - "Plock-tschein" hat er gesagt. Ja, "Plock-tschein".
Stimmt, in England war Opa nie. Und einen Grund Englisch zu lernen, hatte er auch nicht. Wir haben ja alle im Osten gelebt. Also da wo heute die fünf neuen Bundesländer sind. DDR hieß das früher - für all die Jungspunde die sich hier auf der "Plock-schein" tummeln. Immerhin durfte er die Wende noch miterleben und einige wenige Male ins wiedervereinigte Berlin reisen.
Sehr gerne würde ich euch noch viel von Opa erzählen. Wie wir damals 1988 stolz auf Katharina Witt waren und Oma vor Freude Tränen in den Augen hatte. Das wäre allerdings Prokrastination in Reinform, nur um mich vor der eigentlichen Aufgabe zu drücken, Opas Frage nach der "Plock-tschein" zu beantworten. Aber wie mache ich das am am besten. Es geht doch schon mit den englischen Begriffen los. Computerwissen? Internetkenntnisse? - Fehlanzeige. Ich muss mir also etwas Einfaches einfallen lassen, etwas das Opa von damals noch kennt.
Schließlich habe ich mir einen kleinen Trick ausgedacht. Und eigentlich war es dann doch gar nicht sooo schwer. Nun gut, ein paar Abstriche muss man machen, wenn man schon tiefer in die Materie eingestiegen ist. Aber gut, jeder hat einmal klein angefangen - auch Opa.
Ich hab Opa dann einfach mal gefragt: "Opa erzähl doch erst nochmal wieder von früher? Wie war denn das damals nach dem Krieg, wenn ihr kein Geld hattet und du trotzdem ein Bier in der Kneipe um die Ecke wolltet?"
Und Opa fing an zu erzählen, er erzählte vom sogenannten „Anschreiben lassen“.
„Wir gingen damals nach Feierabend mit den Gesellen aus der Werkstatt in die Kneipe um die Ecke. Doch nicht jeder hatte immer Geld oder genügend Geld dabei. Ja, so war das damals. Wir hatten nicht viel und auch an Geld mangelte es öfter. Aber wir kannten Ernst den Wirt und Ernst kannte uns. Ich kannte ihn sogar noch aus der Zeit vor dem Krieg. Wir vertrauten ihm und er vertraute uns. Wer kein Geld hatte um das Bier zu zahlen, der konnte "Anschreiben lassen". So nannten wir das damals.
Statt zu bezahlen, schrieb Ernst mit Kreide auf eine alte Schiefertafel den Namen und die Anzahl der nicht bezahlten Biere. Diese Schiefertafel hing hinter dem Tresen und jeder konnte sie sehen. Das konnte manchmal auch unangenehm sein, denn auch Bekannte und Nachbarn gingnen zu Ernst. Auch sie konnten die Namen und die Beträge auf der Tafel lesen. Man wollte also lieber nicht mit zu vielen Bieren bei Ernst in der Kreide stehen, nicht das die Nachbarn schlecht über einen reden.“
Jetzt musste ich Opa kurz mal unterbrechen: „Kanntest Du alle Namen, die dort auf der Tafel aufgeschrieben standen?“
„Nein, alle kannte ich natürlich nicht. Wir konnten es uns nicht leisten, jeden Abend zu Ernst zu gehen. Meist hatten wir einen festen Tag in der Woche. Zu besonderen Anlässen, konnte es aber auch vorkommen, daß wir außer der Reihe bei Ernst aufkreuzten. Manchmal beobachtete ich, wie ein anderer Gast seine Außenstände beglich. Dann holte Ernst sein großes Buch unter dem Tresen hervor und vermerkte die Transaktion darin. Auf der Kreidetafel wurde daraufhin der Name des Schuldners weggewischt. So hatte alles seine Richtigkeit. Allerdings konnte ich so auch Namen mit Personen verknüpfen, die ich bisher nicht kannte. Das konnte sehr interessant sein, je nachdem wer gerade seine Rechnung beglich und wie viele Biere noch offen waren. Ich selber wollte nicht immer dabei beobachtet werden. Ein manches mal wurden es eben doch ein paar Bier zu viel."
"Was wäre denn passiert, hätte Ernst in der Nacht einfach ein paar Striche für ein paar Bier mehr hinter einem Namen hinzugefügt?" musste ich ihn erneut unterbrechen.
"Jaja, genau deshalb kam es einmal zu einem großen Streit. Eigentlich waren ja immer Gäste in der Wirtschaft. So einfach hätte Ernst nichts drehen können. Aber wie es im Leben nun mal so ist ..."
** 'Genauso ist es auch auf der Blockchain'** dachte ich mir still, denn ich wollte Opa nicht unterbrechen.
"... es gibt immer Menschen die Versuchen Lücken auszunutzen und Grenzen zu testen. Auch auf Betrüger und Menschen denen man nicht unbedingt vertrauen möchte, wird man in seinem Leben..."
Mein Hirn fast schon reflexartig 'Und auf der Blockchain'
_"... treffen. - Wir haben dann mit Ernst eine andere Lösung gefunden. Ernst hat die Schiefertafel abgehängt und alles gleich in sein dickes Buch geschrieben. Auch wenn wir Ernst und er uns vertraut hat. So war es doch sicherer. Damit es nicht wieder zu Streitereien kam, führten wir ein, dass jede Transaktion nicht nur von den jeweiligen Parteien, sondern auch noch von mindestens einem Zeugen bestätigt werden musste. Meistens waren das die, die immer oder oft in der Kneipe waren. So war das also damals. Und es funktionierte sehr gut.
Und weil jeder irgendwas hatte, was der andere brauchte, fingen wir an in diesem Buch auch andere Transaktionen zu verbuchen. Zigaretten, Schuhe, Kartoffeln alles was man brauchte haben wir bei Ernst über das dicke Buch getauscht.
Jetzt war genau der richtige Moment gekommen, Opas Eingangsfrage unserer Unterhaltung zu beantworten.
Lieber Opa, Du hattest mich vorhin gefragt, was diese "Plock-schein" ist. Das Grundprinzip hast du mir gerade selbst erklärt, als du von Ernst und der Kneipe an der Ecke erzählt hast. Übrigens das Ganze spricht man Blockchain aus, weil heutzutage alles Englisch ist. Das heißt so viel wie Blockkette oder Kette aus Blöcken. Also Blöcke die wie Perlen auf einer Kette hintereinander gereiht sind.
So ein Block wäre zum Beispiel eine Seite im Buch von Ernst. Das Buch von Ernst wäre in diesem Beispiel unendlich und würde heute Blockchain heißen. Sobald man eine neue Seite anfangen muss, hättet ihr alle unterschrieben, dass die alte Seite ihre Richtigkeit hat. Jede neue Seite würde mit den Salden der alten beginnen und so den Bezug zur letzten Seite herstellen. Jeder oder viele von Euch hätten auch so ein Buch wie Ernst gehabt und immer wieder hättet ihr untereinander verglichen, dass auch in jedem Buch wirklich das gleiche steht und hättet auf jeder Seite unterschrieben. Die Änderung einer alten Seite im Buch von Ernst wäre euch dabei sofort aufgefallen.
Für euch wäre das damals ziemlich umständlich gewesen. Ihr hättet euch ständig treffen und vergleichen müssen. Diese Arbeit machen heute Computer für uns. Ständig unterhalten sie sich und vergleichen mit komplexen kryptografischen Methoden was in den Büchern steht. Das heißt sie verschlüsseln dabei sehr viel und jeder braucht den richtigen Schlüssel um mitzumachen und alles zu verstehen.
Und wenn sie einen Konsens gefunden haben, bestätigen sie:
Alles hat seine Richtigkeit.
Das geilste an der Story ist: Mein Opa ist jetzt auch hier auf der Blockchain - für immer!?
Txt&Pics created by @dauerossi
Freue mich natürlich über alles was dem Post Reichweite bringt. Also einfach losklicken ;)