Macht Russland Rolle rückwärts beim Thema Kryptowährungen?

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Die Nutzung von Kryptowährungen stand in Russland unter Strafe. Nun folgt eine Legalisierung. Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel? Welche Wirtschaftsdaten, die eher hinter den Kulissen verborgen sind, sind mitbestimmend? Spielt die Blockchain-Technologie an sich eine entscheidende Rolle bei dieser politischen Entscheidung?


Russland macht eine Rolle rückwärts in Bezug auf eine Nutzungslegalisierung von digitalen Kryptowährungen. Vor wenigen Tagen bestätigte der Moskauer Kreml die Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs, dessen potenzielle Verabschiedung zu einem zukünftigen Rahmenwerk für den Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Dash in der Heimat werden soll.

Diese Ankündigung erfolgt gewiss zu einem recht sonderbaren Zeitpunkt und noch dazu völlig überraschend. Denn noch vor rund einem Jahr hatte die russische Regierung mitgeteilt, dass mit diesen digitalen Währungen handelnde Personen inhaftiert und ins Gefängnis geschickt werden könnten.

Welche Entwicklungen könnten die nun vollzogene Kehrtwende der russischen Regierung ausgelöst haben? Und welche Vorteile sieht der Kreml plötzlich in einer zukünftigen Nutzung von Technologien, die einer globalen Nutzung von Kryptowährungen zugrunde liegen? Die Antwort könnte recht einfach sein und auf der Hand liegen.

Russlands Bankensektor unter Druck

Es sind sehr wahrscheinlich die akuten Schwierigkeiten, denen sich Russlands Bankensektor schon seit geraumer Zeit ausgesetzt sieht. Der Einfluss der Banken auf die Wirtschaft ist in Russland darüber hinaus nicht gerade klein. Der russische Bankensektor kam insbesondere im Zuge des brutalen Ölpreisabsturzes unter die Räder.

Doch auch die durch die Vereinigten Staaten und die Europäische Union gegen das Land im Angesicht einer eskalierenden Ukraine-Krise verhängten Sanktionen trafen die heimischen Banken teilweise recht hart, woraufhin sich die ausländischen Direktinvestitionen deutlich reduzierten.


Ende vom Lied war das Abrutschen Russlands in eine neue Rezession, von der sich das Land momentan jedoch wieder ein wenig zu erholen scheint. Russlands Zentralbank scheint diese Entwicklungen zur Durchsetzung von eigenen Interessen genutzt zu haben. Dazu zählte vor allem die Lancierung einer Anti-Korruptionskampagne, in deren Zuge ineffiziente russische Kreditgeber unter massiven Druck gesetzt wurden.

Russlands Zentralbank wirft diesen Instituten nicht erst seit gestern vor, sich aktiv an Geldwäscheaktionen zu beteiligen, um Kapital außerhalb des Landes zu schaffen. Im Zuge der Rezession haben in den vergangenen drei Jahren mehr als 110 russische Bankhäuser ihre Pforten dicht gemacht.

Kostspieliges Unterfangen

Doch die Schließung von Banken erweist sich mitunter als sehr kostspieliges Unterfangen. Russlands Einlagensicherungsfonds hat bislang einen Betrag von umgerechnet $52 Milliarden auf eine geordnete Abwicklung von ineffizienten Banken verwendet. Gleichzeitig muss die Notenbank vorsichtig vorgehen, um im Angesicht von Bankschließungen nicht den Ausbruch einer Liquiditätskrise zu riskieren.

Immerhin hängt die Finanzierung von einer Vielzahl der einheimischen Unternehmen von einer zufriedenstellenden Liquiditätslage im russischen Bankensystem ab. Ganz besonders gilt dies für die noch immer recht monoindustriell geprägten Regionen des Landes. Eine plötzlich einsetzende Massenentlassungswelle könnte in manchen Landesregionen zu sozialen Unruhen führen.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Netzwerkverbindungen zwischen Unternehmen, Banken und regionalen Regierungsbehörden eine stetige Quelle für ausufernde Korruption darstellen. Und eben jene Korruption will die Zentralregierung in Moskau – neben Betrug im Unternehmens- und Bankensystem – mit allen Mitteln bekämpfen.

Erleichtert Bitcoin eine staatliche Kontrolle?

Eine Lösung hierfür könnte sich unter anderem anhand der zukünftigen Einführung von neuartigen Technologieapplikationen bieten, die der Moskauer Kreml-Regierung eine Echtzeitidentifizierung all jener Personen erlauben, die gerade im System aktiv sind. Es wird wohl auch der Grund sein, weswegen der Kreml die Nutzung von Kryptowährungen plötzlich in einem ganz anderen Licht zu sehen scheint.

Kryptowährungen werden – anders als Papiergeld – nicht durch Regierungen ausgegeben. Die weltweit erfolgreichste Digitalwährung ist Bitcoin, deren Inthronisierung auf das Jahr 2009 zurückgeht. Neue Bitcoin-Einheiten werden auf Basis eines bestimmten Algorithmus emittiert und in deren Anzahl in festgelegten Zeitintervallen vermehrt.


In Staaten, die den Bitcoin-Handel legalisiert haben, kann mittels der Kryptowährung auch schon offiziell bezahlt werden. Die größte Furcht der Regierung vor Kryptowährungen leitet sich aus deren Anonymität ab. Anders als im Bankbereich lässt sich der digitale Handel mit Währungen wie Bitcoin durch Regierungsbehörden nicht so leicht kontrollieren.


Das Kryptowährungen unterliegende Blockchain-System erleichtert allerdings auf immer einfachere Weise das Tracking von Nutzertransaktionen. Hierin findet sich unter Umständen der Grund, weshalb der Kreml plötzlich so begeistert ist von Digitalwährungen, um in diesem wachsenden Wirtschaftsbereich eine Rolle rückwärts zu machen. Warten wir es ab!

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