Meine "All Time Top Computer Games" Part 1: Ultima 6 – The False Prophet

1.000 Schilling*! Unglaubliche 1.000 Schilling hat das Spiel damals gekosten. Damals war 1990. Ich war süße 15 Jahre alt, ca. 100 Kilo leichter und konnte noch problemlos einer Straßenbahn nachlaufen, ohne danach einen qualvollen Tod zu sterben. Das ist also die Geschichte von Bernd und Ultima 6, dem für mich besten PC Spiel aller Zeiten. Und auch quasi mein Einstieg in die “Computerbranche”.

Bernd & Ultima

Da ich ja schon immer ein großer Fantasy und Rollenspiel Fan war und ein Jahr zuvor zum ersten Mal Hobbit, Herr der Ringe und Silmarillion verschlungen hatte, haben mich ich die ersten Berichte über Ultima 6 begeistert. Da es ja dieses Internet noch nicht gab!!, beschloss ich, nach ausgiebigem Studium der großen Magazine von damals, wie ASM und Powerplay (nostalgischer Seufzer), 90% meines damaligen Vermögens – eben 1.000 Schilling – in Ultima 6 zu investieren…

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Mein “Einstieg” in die Computerbranche

Da mein Vater schon immer sehr Technik begeistert war, hatten mein Bruder und ich damals schon einen klassischen 286er mit DOS 4.0 (glaub ich). Flux war das Spiel gekauft, 2 Freunde eingeladen, um den historischen Moment zu dokumentieren und das Spiel ausgepackt. Computerspiele waren ja damals noch richtig verpackt und mit Gimmicks und coolen Handbüchern vollgestopft. Kein Vergleich zu den seelenlosen DVD Hüllen von heute! Ultima und Origin setzten aber noch immer einen drauf! Die legendären Stoffkarten von Britannia sind heute Sammlerstücke!

Das Spiel benötigte unglaubliche 4MB (also die Hälfte meiner Festplatte!) war aber recht leicht (mit Disketten natürlich) installiert und das, für Origin typische, opulente Intro begann:

Das für damalige Zeiten aufwendige Intro:

Kein Internet und neue “Freunde”: autoexec.bat und config.sys

Doch kurz nach dem Intro und der Charakterauswahl (In Form von Fragen einer Wahrsagerin) kam plötzlich der schwarze DOS Bildschirm und es stand irgendwas von Extended Memory bla bla bla. Schön. Schön orsch. Da es ja damals noch kein Internet gab oder sonst niemanden, den man fragen konnte (außer am nächsten Tag in der Schule), dauerte es seine Zeit, bis ich endlich, über Umwege, zum ersten Mal von “Edlin”, “Config.sys” oder “Autoexec.bat” hörte. Zwischenzeitlich schaffte ich es auch den PC komplett zu killen, weil ich in der config.sys zu viele Zeilen gelöscht hatte. Aber ein paar Tage später und um einiges klüger, konnte ich dann doch mit der Reise durch Britannia beginnen.

Für mich war das eigentlich der Beginn meines Interesses an Computern, die jetzt in LimeSoda gemündet sind, wenn man so will. Klar hatte ich früher einen C64 und hab versucht diese komische BasicSpiele “abzuschreiben”, die immer in den damaligen Computerspiele Magazinen dabei waren (Hat das je einer wirklich geschafft?), aber mich wirklich damit beschäftigt, hab ich mich erst nach dem Ultima Fiasko. DOS Eingabe, Extended Memory und Konfigurationsänderung in einer besseren Textdatei vornehmen und kein Internet, um sich Hilfe zu holen oder Cheets zu laden… Das ist heute nur mehr schwer vorstellbar.

Das Spiel – “Attack giant rat with club”

Das Spiel war damals absolut revolutionär und wurde höchst gelobt und bewertet. Eine rieeeeesige Welt, unglaubliche Freiheiten (Stichwort Brotbacken), eine tolle Geschichte mit viel Tiefgang mit ein unerwartetes Ende und – ganz Rollenspiel untypisch – keine Schwarz-Weiß Malerei, das konnte nur ein Blockbuster werden! Die “bösen” Gargoyles entpuppen sich am Ende nämlich als das genaue Gegenteil!

Tolle Grafik und Spieltiefe

Auch Grafik (VGA!), das bequeme Point & Click Interface und das Kampfsystem waren, für damals, leicht zu erlernen und ermöglichten doch eine, heutigen (kotz) Casualgames komplett fremde, Spieltiefe. Die Interaktion mit der Umwelt (realistischer Tagesablauf, NPCs “merkten” sich dein Verhalten, das legendäre Brotbacken usw.) war damals bahnbrechend. Alle Orte und Wegweiser waren übrigens in Runensprache, die man mittels Handbuch erst übersetzen musste!

Ultima-6-DOS.jpg

Nur ein Savegame!

Heute auch mehr kaum vorstellbar: Es gab nur 1 (ein) Savegame -> dh abspeichern und ausprobieren gabs nicht… Durch diese Tatsache, kam es auch zwischen meinem Bruder und mir immer wieder zu “konstruktiven” Diskussionen über Spielstand, Spielzeit und was zu machen ist (Bis heute hab ich Deinen und Manfreds “Ausflug” nach Empath Abbey und den Bootkauf nicht vergessen 😉
Spieltiefe und Gameplay

Als Beispiel des Gameplays und Interaktivität hat Warren Spector (Chefdesigner) mal Sherry (schluchz) die Maus, ein mögliches Party Mitglied genannt: Um in eine Burg mit Gittertor zu gelangen, musste der Avatar (Hauptcharakter) eigentlich lt. Spieldesign erst den Zauberspruch Telekinese erlernen, damit er den türöffnenden Hebel in der Burg bedienen konnte. Gewiefte Spieler nutzten aber einfach Sherry, die Maus, um durch die Gitterstäbe zu wandern und legten mit ihr den Türöffner um. Wesentlich früher als die Gamedesigner geplant hatten…

Folgendes Video gibt einen kurzen Einblick in das Spiel.

Speedrun – Ingame Video Ultima 6

Ultima & Origin

Die legendäre RGP Serie, die mit Ultima Underworld eines der ersten (noch vor Doom!!!) 3D Spiele und mit Ultima Online das erste wirklich erfolgreiche MMORPG hatte, war mit dem 6. Teil endlich auch eine graphische Revolution. VGA Graphik, riesige Welten, tolle Intros zeigten den Weg, den Origin später auch mit extrem erfolgreichen Serien, wie Wing Commander, Strike Commander oder Privateer erfolgreich gehen sollte.

Technisch aufwendige Spiele mit toller Geschichte und Gameplay, waren die Markenzeichen von Origin. Doch leider wurde Origin von den Totengräbern von Electronic Arts aufgekauft. Der Anfang vom Ende. Auch alle guten Gamedesigner und auch Firmen Chef, Ultima Erfinder und Legende Richard “Lord British” Garriot haben in der Zeit die Firma verlassen.

Ultima Online – die Mutter aller MMORPG

Ultima_Online.jpg

1997 kam als Ableger Ultima Online – allgemein als die Mutter aller World of Warcrafts, Everquests oder Conans bezeichnet – heraus. Das Spiel wird heute noch immer entwickelt und gespielt. Die Fangemeinda ist natürlich nicht mit dem Gameplay-Komfort-Feinschliff Monster World of Warcraft zu vergleichen (“Wenn man tot ist ist man tot!”), aber hat, gerade deswegen, eine treue Fangemeinde.

Mein Bruder hat uns das Spiel damals gekauft. Aber – Gott sei Dank – hatten wir damals nur eine Modem Verbindung. Ein Spielen auf amerikanischen Servern war also unmöglich. “Gott sei Dank”, deswegen, weil ich wohl kaum die Matura beendet hätte… (Wenn ich da so an meine – vergangene – Warcraft Sucht denke ;-).
Die Entwickler

Der Einfluss von Ultima ist unbestritten, auch heute sind die zwei Köpfe hinter der Serie noch im Geschäft:

Lord British – Richard Garriot

  • Gründer von Origin Systems.
  • Hat an Tabula Rasa mitentwickelt.
  • Aktuell entwicklert er Shroud of the Avatar, das sich leider schon eine Weile hinzieht und diverse Probleme hat.

Warren Spector

  • Designlegende.
  • War bei fast allen Origin Blockbustern dabei.
  • Gründete danach Looking Glas und brachte das unglaubliche System Shock und Thief heraus.
  • Aus seiner Feder sind: Deus Ex und das ganze neue Mickey Maus Spiel für die Wii.
  • Aktuell arbeitet er an Underworld Ascendant und System Shock 3

Ultima lebt!

Es gab ein paar Versuche Ultima von offizieller Seite wieder zu beleben, aber (gott sei dank wahrscheinlich) kam es zu keiner Leichenschändung! Der letzte Versuch war, meines Wissens Ultima X – Odysee (Trailer auf YouTube).

*Der Schilling: Für die Jüngeren unter uns: Das war eine Währung im frühen 18 Jahrhundert während der K&K Zeit ;-)

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