(Bildquelle: Siehe Verlinkung)
Seit Juli 2013 steht die Einführung des ersten Bitcoin-ETFs angeblich kurz bevor. Damals hatten die Winklevoss Zwillinge, bekannt wegen Ihres Disputs mit Marc Zuckerberg über die Gründung von Facebook, einen Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC auf Zulassung eines solchen Vehikels gestellt. Beraten wurden die Brüder von Experten, die hinter der Auflegung des damals ersten und bis heute größten Gold-ETFs der Welt, dem SPDR Gold Trust (GLD), standen. Dementsprechend ähnlich lasen sich auch die Verkaufsprospekte beider Fonds und ich war sicher, dass eine Zulassung zeitnah erfolgen würde.
(Quelle: http://gawker.com/5710010/the-winklevoss-twins-are-suing-mark-zuckerberg-again)
Drei Jahre später berichtet Bloomberg, dass die Zwillinge ihre Juristen ausgewechselt hätten und immernoch mit der Börsenaufsicht verhandeln. Eigentlich hätte Ende August 2016 eine Entscheidung fallen sollen, die nun auf Mitte Oktober 2016 verschoben worden zu sein scheint (wer es genauer wissen will, kann sich durch die entsprechenden Texte und Links klicken und mir bitte in den Kommentaren schreiben, was denn nun Sache ist).
Zwischenzeitlich ist ein weiterer Anwärter auf den Titel "erster Bitcoin ETF" am Markt. Die Firma SolidX hat im Juli 2016 einen Antrag auf Zulassung gestellt. Deren "SolidX Bitcoin Trust (XBTC)" soll nach Zulassung an der New Yorker Börse gehandelt werden. Als Besonderheit wird bei dem Fonds kolportiert, dass die für den Fonds gehaltenen Bitcoin gegen Diebstahl versichert seien. Was beim Winklevoss-ETF hingegen in dem Fall passieren würde, "kommt darauf an", wie Juristen gerne sagen, wobei ich erst die fertigen Prospekte lesen müsste, um diesen Punkt beurteilen zu können.
Das werde ich aber nicht tun, denn für deutsche Anleger ist das alles ohnehin irrelevant, da die auf üblichen Wegen keinen der beiden Fonds werden kaufen dürfen. Das wiederum liegt - natürlich - am Schutzbedürfnis unserer europäischer Finanzaufpasser. Die finden nämlich, dass ein für alle frei verfügbarer Fonds nie mehr als 30% seiner Mittel in einer einzigen Anlage investieren dürfen soll. Das wiederum ist für einen Fonds, der z.B. einfach nur Gold, Silber oder eben Bitcoin halten soll, naturgemäß schwierig und wird damit umgangen, dass stattdessen rechtliche Konstrukte angeboten werden, die als "Inhaberschuldverschreibungen" eher Anleihen ähneln und rechtlich gesehen per Definition daher riskanter sind, da sie bei Insolvenz des Emittenten nicht automatisch vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt werden, wie eben "Sondervermögen" (der Wikipedia-Artikel über "Börsengehandelte Goldprodukte" fasst die Lage schön zusammen).
Ein "börsengehandeltes Bitcoin-Produkt" gibt es in Europa seit über einem Jahr, siehe meinen damaligen Artikel im Cointelegraph.de. Damals schrieb ich:
Man kann ganz allgemein den Sinn eines solchen Instrumentes anzweifeln. Wer sich auskennt kann schließlich ganz ohne derivative Umwege, hohe Gebühren und rechtliche Risiken Bitcoins kaufen. Andererseits eröffnet es breiteren Kreisen die Möglichkeit auf einen steigenden Preis zu setzen, ganz ohne sich mit Wallets, private Keys und den ja durchaus auch vorhandenen Risiken von Bitcoin-Börsen außeinandersetzen zu müssen. Speziell institutionelle Investoren wie (Publikums-)Fonds haben gar keine andere Möglichkeit als in regulierte Wertpapiere zu investieren. Das könnte die Nachfrage recht schnell sehr stark ansteigen lassen, schließlich verwalten alleine die im Deutschen Fondsverband BVI organisierten Gesellschaften rund 2,6 Billionen EUR. Wenn auch nur ein winziger Bruchteil davon auf die rund 3,5 Milliarden EUR Markkapitalisierung von Bitcon treffen, hat der Preis nur einen Ausweg – nach oben. Bislang ist davon allerdings noch nichts zu sehen. Am ersten Handelstag wurden nur Anteile im Gegenwert von rund 3 Bitcoin gehandelt. Wenn deutsche Fondsmanager künftig bei Bloomberg Schlagzeilen wie "Greece's Cash Crisis is Bitcoin's Boost" lesen, können sie nun aber immerhin entsprechend reagieren.
Die Bitcoin-Marktkapitalisierung hat sich seither fast verdreifacht, die Argumentation bleibt dieselbe. Insofern dürfen auch deutsche Bitcoin-Fans den Amerikanern die Daumen drücken, dass diese bald etwas kaufen dürfen, was für sie selbst zu riskant ist und weswegen sie in Europa auch nur etwas noch riskanteres kaufen dürfen.