Ich will, dass Ihr beleidigt seid ("You Should Be Offended" by Larken Rose in German)

As I subscribe to every single line Larken Rose said, I wanted to translate this masterpiece:

/@larkenrose/you-should-be-offended

Es mag etwas ironisch erscheinen, dass ich als jemand der für eine Gesellschaft eintritt, die auf freiwilliger friedlicher Koexistenz basiert, es gut finde, dass es konfrontierende, argumentative Nervensägen gibt, die in der Lage sind, andere Menschen zu beschimpfen und zu beleidigen. Nein, ich rede nicht von den unerträglichen Trollen, die versuchen Menschen zu schocken und zu beleidigen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen oder weil sie eine perverse Freude daran finden, anderen Leuten auf den Sack zu gehen. Ich rede von Leuten, die bereit sind die Wahrheit auszusprechen, auch wenn diese Wahrheit unpopulär ist und sie dabei bleiben, obwohl sie riskieren, den Zorn und den Hass der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. 

Es ist weder mutig noch nützlich herumzulaufen und eine Wahrheit zu verkünden, die jeder schon kennt. Was wirklich zählt - was die Welt verändert - sind Menschen, die die Wahrheit aussprechen, wenn die Welt sie noch nicht kennt und nichts von ihr wissen will.

Auf die Straße zu gehen und “Sklaverei ist falsch” zu verkünden, erfordert keinerlei Mut noch innere Stärke. Die Zeit das zu verkünden war vor langer Zeit, als die Welt noch dachte, dass Sklaverei völlig in Ordnung und legitim, ja sogar anständig sei.

Was wir heute brauchen, ist jedwede Wahrheit, die die Menschen heute unbehaglich macht und sie in ihrer Komfortzone erwischt. Und das führt mich zu einer Art “Interessenskonflikt”, den ich bei mir wahrnehme, wenn ich für Steemit schreibe. Einen Konflikt, den ich beschlossen habe aufzulösen, in dem ich mich dazu entschieden habe, eine sture, von ihrer Meinung überzeugte und diese argumentativ verteidigende Nervensäge zu sein. Erlaubt mir bitte, das zu erklären. 

Wieviel Autoren hier verdienen, hängt größtenteils davon ab, wie sehr die Menschen mögen und zu schätzen wissen, was sie schreiben. 

So betrachtet, ist das hier so eine Art “Beliebtheitswettbewerb”. Daran ist nichts inhärent falsches. Menschen die Bücher schreiben, Filme drehen, Musikalben aufnehmen usw. werden weder auf der Basis entlohnt, wie wertvoll SIE SELBST ihr eigenes Zeug finden, noch anhand irgendeines objektiven Wertes ihres Material (falls es sowas überhaupt gibt), sondern aufgrund dessen, wie sehr ANDERE den Inhalt mögen.

Wenn es aber zu philosophischen Überzeugungen kommt, besteht die Gefahr eine Art “Echoraum” zu schaffen, wo Leute einfach nur das sagen, was das Publikum hören will.

Wenn ich Artikel schreibe oder Reden halte, dann versuche ich im Gegensatz dazu mit voller Absicht Menschen unbehaglich zu machen. Ich mache das nicht, weil ich einfach ein Arschloch sein will, sondern weil sie sehr wahrscheinlich sehr viel weniger mit nach Hause nehmen können, wenn ich nicht die vorgefertigten Meinungen und Glaubenssysteme hinterfrage.

Klar könnte es sein, dass sie mich lieber mögen und sich besser fühlen, wenn ich ihnen das erzähle, was sie eh schon denken, aber was bringt das irgendwem?

Deswegen gebe ich mir oft so große Mühe ein (intellektuell gesprochen) kampflustiger Arsch zu sein, der alle möglichen Gemeinsamkeiten übergeht und geradewegs auf auf jedwede Meinungsverschiedenheit zusteuert, die zwischen mir und meinem Publikum bestehen könnte.

(Selbst wenn ich mit etwas falsch liege, kann es immernoch besser sein Bereiche zu finden, wo keine Übereinstimmung herrscht. Wenn`s sonst nichts ist, dann trainiert die Person wenigstens ihren Standpunkt zu erklären und zu vertreten. Ich weiss, dass es mir sehr dabei geholfen hat viele Dinge zu begreifen, dass ich meine Standpunkte ausformulieren und logisch untermauern musste, in Debatten mit anderen, die entgegengesetzte Meinungen hatten).

Selbst in einer Freien Gesellschaft wird es immernoch Menschen geben, die dafür belohnt werden über “sichere” Themen zu reden, der die Mehrheit zustimmt und welche die bestraft werden, dafür dass sie die herkömmliche Weltsicht der Leute untergraben und sie aus ihrer Komfortzone locken.

Aber wenn ihr sehen wollt, was Abstoßendes dabei herauskommt, wenn jemand seine Botschaft so maßschneidert und verwässert, in der Hoffnung jedem - oder zumindest den meisten - zu gefallen, dann müsst ihr euch nur die heutige Politszene ansehen: eine riesige substanzlose Parade von prinzipienlosen Arschkriechern, die jede noch so vage, bedeutungslose Wohlfühlphrase dreschen, die die hirnlose Mehrheit dazu manipulieren könnte, sie zu unterstützen.

Viele Leute haben völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass ich bemerkenswert schlecht darin bin meine Bemühungen in Geld zu verwandeln und finanzielle Erfolge zu feiern, obwohl ich eine einigermaßen große Anhängerschaft angesammelt habe, die dem was ich zu sagen habe zuhört.

Ich behaupte nicht, dass das das  Ergebnis meines Altruismus’ und meiner Großzügigkeit sei. Es liegt zumindest zum Teil eher daran, dass ich lieber die Wahrheit sage und dafür gehasst werde, als zu lügen und dafür geliebt zu werden (außerdem bin ich einfach auch ein beschissener Geschäftsmann). 

Nach 20 Jahren als Anarchist, habe ich eine ziemliche Übung darin Dinge zu sagen, die dazu führen, dass viele Menschen mich verachten (Ich will immernoch ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Ich war Anarchist bevor es cool wurde”). Ja, ich schätze es ungemein geschätzt zu werden. Aber wenn ich auch nur einen Fußbreit von meiner Botschaft abweichen muss, um diese Wertschätzung zu erhalten, dann ist sie es nicht wert. 

Natürlich bin ich nicht der einzige, der sich so fühlt. Es gibt unglaublich viele Menschen, die einen sehr viel höheren Preis dafür bezahlt haben, dafür dass sie in Wort und Tat zu ihren Prinzipien standen.

Ich bin ungeheuer dankbar, dass es solche Menschen gibt. 

Und wenn Du, als Leser bei Steemit, einer von diesen Menschen bist, dann würde ich gerne eine Einladung/Herausforderung aussprechen: 

Versuche etwas zu finden, wovon Du fest überzeugt bist, wovon Du aber ausgehst, dass es die Menschen nicht hören wollen...und dann veröffentliche einen Artikel darüber - den bestmöglichen, den Du schreiben kannst.

Langfristig gesehen, hat diese Herangehensweise einen großen Vorteil. Klar, Du bist vielleicht pleite und möglicherweise verachtet Dich jeder den Du kennst, aber die Leute werden wenigstens wissen, dass Du authentisch bist, dass Du sagst was Du denkst und dass Deine Seele unverkäuflich ist.

Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss einen neuen Artikel schreiben, der versucht die Menschen in existenzielles Unbehagen zu stürzen.

Larken Rose


PS von @Fabio

Ich fühle mich beispielsweise herausgefordert, eine flammende Verteidigungsrede für das Recht den Holocaust zu leugnen zu schreiben. Aber noch bin ich zu faul und feige dazu und was sollen alle Leute denn dann vor mir denken?

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