Silber, der Springbock

Mein Verhältnis zum Silber gleicht dem einer alten Ehe: Es gab gute und schlechte Zeiten. Ich bleibe diesem Metall treu, auch wenn es mir dies momentan nicht leicht macht.

Flashcrash in der Nacht

In der letzten Nacht hat das Silber seinen Ruf als "Springbock" mal wieder bestätigt. Es gab einen sehr kurzzeitigen, aber heftigen Kurseinbruch:


(Bildquelle ariva.de)

Der riesige Spike nach unten wurde zwar schnell wieder korrigiert, so dass momentan nur ein Verlust von 1% gegenüber dem Vortrag auf der Kurstafel steht. Dennoch steht die Frage im Raum, wie so etwas passieren kann. Erklärungen gibt es reichlich, aber den genauen Grund für die Turbulenz kennt letztlich niemand. In den letzten Jahren konnte man immer wieder sehen, dass in den extrem dünnen nächtlichen Terminmarkt bei Gold und Silber riesige Mengen an Kontrakten unlimitiert von Geisterhand hineingekippt werden. Natürlich werden bei solchen Ausschlägen jede Menge Stop-loss-Orders ausgelöst, die kaskadiert den Kurs mit Verstärkungseffekt nach unten jagen. Wer sehr tiefe Taschen hat und das Orderbuch lesen darf, weiss, was er tun muss, um jedes Sentiment für Silber zu zerstören und dabei noch Profit zu machen. Sobald die Stopps abgeräumt sind, kann der "bad guy" unten billig eingedecken.

Finger weg von diesem "Markt"

Jeder Hobbyanleger sollte diesen Terminmarkt meiden, denn die marktbeherrschenden Teilnehmer sitzen immer am längeren Hebel. Da dieses Spiel noch lange so weitergehen kann, empfehle ich ausschließlich physische Silberkäufe zum richtigen Zeitpunkt, d.h. wenn die Manipulatoren den Preis frisch und signifikant gedrückt haben. Man sollte Silber also ausschließlich als Langfristinvestment sehen, bei dem keine schnellen und nachhaltigen Gewinne zu erwarten sind.

Silber enttäuscht immer wieder

Wie man hier am Jahreschart sehen kann, geht der Silberkurs schleppend eher abwärts:


(Bildquelle ariva.de)

Das ist eine gute Nachricht für alle, die noch voll im Vermögensaufbau sind. Ein persönlicher Silbersparplan, der über viele Jahre läuft, ist höchstwahrscheinlich besser als jede Riesterrente.

Gold/Silber-Ratio ist entscheidend

Die beste Performance zeigt Silber immer dann, wenn es gemeinsam mit den anderen Edelmetallen steigt. Dies kann man an der wichtigen Kenngröße "Gold/Silber-Ratio" ablesen:

Vor wenigen Monaten bestand die Hoffnung, dass der Bereich um die 70 nach unten verlassen wird, aber das geschah nicht. Aktuell läuft der Quotient eher wieder in Richtung 80.

Welches Gold/Silber-Ratio ist "richtig"?

Über viele Jahrhunderte lag es ziemlich konstant bei 15, was man an diesem Chart erkennen kann, der Silber in Gramm Gold aufzeichnet:


(Bildquelle pricedingold.com)

Die Rechnung lautet so: 2g Gold für 1 Unze Silber entspricht 31,1 geteilt durch 2 = 15

Viele Silberbugs warten darauf, dass dieses Verhältnis irgenwan wieder Gültigkeit besitzt, denn es entspricht der Häuftigkeit der beiden Metalle in der Erdkruste. Betrachtet man hingegen den Energieaufwand zur Förderung und Herstellung des reinen Metalls, kommt man (leider) auf Werte jenseits der 100.

Silber als "Fluchtwährung"

Man kann Silber als Fluchtwährung betrachten, sofern man nicht damit leiblich fliehen muss. 1 kg Gold mit sich zu führen wird auch unter widrigen Umständen möglich sein, aber mit 80 kg Silber macht fliehen keinen Spaß.

Fazit

  • Silber ist immer für eine Überraschung gut
  • Seit Jahren finden sich unzählige Kommentare im Netz, die Silber zum Kauf empfehlen und einen baldigen starken Kursanstieg prognostizieren. Bislang ist nichts dergleichen passiert.
  • Silber sollte nur physisch gekauft werden; Papiersilber ist nicht mehr als eine Forderung.
  • Wer viel Zeit und Geduld hat, wird irgenwann dank kontinuierlicher Silberinvestmenst viel Freude haben.

Disclaimer

Dieser Artikel stellt keine Kaufempfehlung dar. Jeder trägt sein Risiko selbst.

Viel Erfolg. Ich freue mich auf zahlreiche und inhaltsreiche Kommentare.

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