Wie entsteht Kurzsichtigkeit? Neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung




Quelle

Kurzsichtigkeit hat sich über die Jahrzehnte zu einer globalen Krankheit entwickelt. Das erschreckende ist jedoch, dass die moderne Medizin noch keine hundert prozentige Antwort darauf weiß. Entwickelt sich die Epidemie so weiter, könnten mehr als 1 Milliarde Menschen bis zum Jahr 2050 erblinden. Mich haben diese Zahlen erschreckt und ich habe mich auf die Suche nach Studien gemacht, die die erschreckende Entwicklung erklären lassen. 

Zurzeit sind etwa ein Viertel der Weltbevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen. Besonders in Asien nehmen die Zahlen ungeahnte Maßstäbe an. Konkret sind 95 Prozent aller Jugendlichen unter 20 Jahre in manchen Teilen Asiens kurzsichtig. Für Manche liegt der Grund einfach in der Bevölkerungsschicht und der damit verbundenen erblichen Veranlagung. Asiaten hätten von Haus aus schon schlechtere Augen, so sei die weit verbreitete Meinung in der Bevölkerung.

Dies ist jedoch nur eine bedingt befriedigende Aussage: Denn obwohl in vielen Familien beide Eltern nie von Kurzsichtigkeit geplagt waren, entwickelten die Kinder trotzdem eine verstärkte Tendenz zur Kurzsichtigkeit, und das sei kein Einzelfall - so die Forscher. Neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zeigen auf, dass eine Tendenz zur Kurzsichtigkeit durch Vererbung nur bei etwa 3 % aller Betroffenen auftritt.

Was ist überhaupt Kurzsichtigkeit?

Unser Auge hat die Fähigkeit durch den Sehnerv Formen und Farben an unser Gehirn weiterzuleiten. Zunächst fällt der Lichtimpuls in unser Auge ein, dann durch die Hornhaut und dann durch die Linse, wo das Bild gespiegelt wird. Danach trifft das verkehrte Bild auf unsere Netzhaut, wo es durch den Sehnerv an unser Gehirn weitergeleitet und wieder zurückgespiegelt wird. Kurzsichtigkeit entsteht meist durch einen Fehler in der Brechung der Linse, die durch einen zulangen Augapfel entsteht.

Grundsätzlich kann sich die Linse in einem gewissen Ausmaß durch dehnen oder zusammenziehen anpassen, aber einen zu langen Augapfel kann auch sie nicht korrigieren. Damals wurde mir von meinen Augenärzten erklärt, dass dies mit dem Wachstum des Körpers zusammenhänge und durch Wachstumsschübe sich die Länge des Augapfels verändere. Doch ich dachte mir damals schon, dass das so nicht ganz stimmen konnte. Denn selbst jetzt, mit über 22 Jahren, wo mein Körper seine Wachstumsschübe eigentlich schon eingestellt haben müsste, verändert sich meine Sehkraft noch immer. 

Was ist nun die Ursache?

Das führende Forschungsteam rund um Chris Hammond fand 2010 erstmals ein Gen, dass mit der Kurzsichtigkeit in Verbindung gebracht werden konnte. Dabei untersuchte er mehrere 10.000 Personen und fand dabei auf Chromosom 15 ein auffallendes Gen namens RAS GRF-1. Fast zeitgleich entdeckte die Forscherin Caroline Klaver in Rotterdam auch ein Gen auf Chromosom 15, dass nach ihrer Ansicht nach für die Kurzsichtigkeit verantwortlich sei.

Kurze Zeit später aber die ernüchternde Antwort: Neben den zwei Genen wurden innerhalb minimaler Zeit etwa 100 weitere Gene gefunden, die für Unstimmigkeiten zwischen den Genforschern sorgten. Die Genetiker konnten bis heute nicht bestimmen, welche von ihnen nun tatsächlich entscheidend sind. Die Forscher beschlossen darauf hin, sich nicht mit den Genen, sondern mit dem Lebensstil der anwachsenden Masse an Kurzsichtigen zu befassen.

Allgemein gesprochen entdeckten dabei die Experten einen erheblichen Anteil an Kurzsichtigen unter Studenten und Akademikern. Der Grund dafür sei das häufige Lesen und das Arbeiten in der Nähe, die dramatische Folge sei Kurzsichtigkeit. Bereits in den 60er Jahren wurden landesweit Aufklärungskampagnen gestartet, die die Schüler und Studenten über den richtigen Leseabstand aufklären sollten. 

Aber schon im 19. Jahrhundert gab Hermann Cohn unter dem Titel: "Lehrbuch der Hygiene des Auges" bereits Anweisungen zum richtigen Sehabstand vor und appellierte an die Schulorganisationen Klassenräume einzurichten, die die Kinder zum richtigen Sehabstand wortwörtlich zwingen sollten. Etwa in Singapur finanzieren die Behörden schon seit Jahren Studien, um den Einfluss eines falschen Sehabstandes auf die Sehkraft zu erforschen.

Dabei liegen die Tatsachen auf der Hand: Durch den vielen Medienkonsum wurden die Kinder über die Jahre immer mehr dazu verleitet, den Großteil ihres Tages in den eigenen 4 Wänden zu verbringen, anstatt draußen zu spielen. Schon meine Großmutter sagte immer, dass man durch das Fernsehen schlechte Augen bekäme. Doch anhand einer neuen Studie sei nicht der Medienkonsum ausschlaggebend, sondern etwas ganz anderes. 

Der wahre Grund der Kurzsichtigkeit

Forscher haben herausgefunden, dass bei Naharbeit das Auge in die Länge wachse, zumindest nur für die Dauer der Naharbeit. Den genauen Zusammenhang, warum unser Auge dies macht ist bis heute Gegenstand fortdauernder Diskussion und ungeklärt. Im Jahr 1997 führte Donald Mutti eine Studie an 4000 gesunden Kindern durch, die sie zu ihren Lebensgewohnheiten befragen sollte. Nach 5 Jahren das erschreckende Ergebnis: 1 von 5 Kindern leidete unter Kurzsichtigkeit.

Mutti sagte in einem Interview, er wäre froh, eine Frage fast zufällig in die Studie damals aufgenommen zu haben, die wohl die heutige Entwicklung der Kurzsichtigkeit erklärt. Der wahre Grund dafür sei nicht der Medienkonsum, sondern der Aufenthalt im Freien. Je mehr Zeit ein Kind dabei draußen verbrachte, desto geringer war das Risiko Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Parallel dazu kam Ian Morgan aus Australien zu einem ähnlichen Ergebnis, die im Freien verbrachte Zeit sei eine Schlüsselrolle.

Dabei ist das Ergebnis der Studien um so erstaunlicher: Professor Donald Mutti fand heraus, dass ein Kind mit vorbelasteten Eltern, dass bereits nur 2 Stunden am Tag draußen verbrachte, das Risiko einer Erkrankung von 60 % auf erstaunliche 20 % senken konnte. Dabei sei die frühe Zeit in der Kindheit die kritische, auch die Auswirkungen von stundenlangem Lesen oder Fernsehen scheinen sich dadurch aufzuheben.

Dabei sei nicht etwa die frische Luft oder die Bewegung im Freien das ausschlaggebende Kriterium, sondern die Exposition von natürlichem Tageslicht. Dabei führe Tageslichtentzug und der damit verbundene Mangel an blauem Licht zu einer Verformung des Augapfels und somit zur Kurzsichtigkeit. Dabei erreichte ein Innenraum oft nicht mehr als 1.000 Lux, während ein sonniger Sommertag oft 100.000 bis 150.000 Lux erreichen konnte.

Daneben dürfte auch das Molekül Dopamin für die Kurzsichtigkeit ausschlaggebend sein: Wird das Auge blauem Licht ausgesetzt, schüttet die Netzhaut Dopamin aus und es beginnt sich in eine natürliche Kugelform zu formen, während rotes Licht gerade zu der für die Kurzsichtigkeit schädliche ovale Form führe. Je mehr Zeit man also im Freien verbringe, desto mehr Dopamin würde ausgeschüttet werden und desto geringer sei das Risiko einer Entwicklung der Kurzsichtigkeit bei Kindern.

Quellen:

https://www.theguardian.com/technology/2010/sep/12/dna-research-short-sight-treatment

https://www.nature.com/news/the-myopia-boom-1.17120

Ein Artikel auf Englisch dazu folgt in Kürze!



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