Hat das Leben überhaupt einen Sinn? Keine Frage beschäftigt uns Menschen so wie diese und ich werde nun versuchen, mittels der Philosophie von Albert Camus eine Antwort darauf zu geben. Urteile aber nicht zu hart, weder Albert Camus, noch ich wissen es besser als Du.
Um so mehr wir uns mit der Welt um uns herum beschäftigen, merken wir, dass diese Welt gar nicht für uns geschaffen ist. Die Sonne, der Mond und die Sterne scheinen nicht für uns, sie sind einfach nur da. Wir bestehen aus unzähligen toten Teilchen, die aus irgendeinem Grund zusammengesetzt nicht mehr tot sind. Und wir schweben auf einem genauso toten Gesteinsbrocken durch einen leeren Raum, der so groß ist, dass wir uns ihn nicht vorstellen können. In der Größenordnung des Universums ist die menschliche Existenz unwesentlich, vernachlässigbar. Dem Universum ist letztendlich egal, ob wir leben oder sterben. Und diese Gleichgültigkeit bekommen tagtäglich neu vors Gesicht gehalten. Denke nur an all die schrecklichen Dinge, die auf der Welt passieren, die Kriege, die Naturkatastrophen und all die unschuldigen Menschen, die leiden. Oder wenn plötzlich ein enger Familienangehöriger an Krebs erkrankt und stirbt. Die Realität folgt keinen moralischen Prinzipien, sie funktioniert nach keinem ersichtlichen Schema. Es gibt keinen tieferen Sinn hinter all dem, was passiert. Es passiert einfach.
Camus hatte einen Namen für diese Sinnlosigkeit: Die Absurdität. Danach ist auch seine Philosophie benannt, der Absurdismus, über den es hier gehen wird. Absurd bedeutet in dem Zusammenhang „unmöglich“. Es ist unmöglich, als Mensch in dem Ganzen einen Sinn zu finden, aus dem einfachen Grund, dass es keinen Sinn gibt.
Camus hat sich damit beschäftigt, wie der Mensch darauf reagieren sollte. Was er tun kann, wenn er von der plötzlichen Erkenntnis übermannt wird, dass die Welt um ihn herum absurd ist. Dass nix von seinem Tun einen Sinn ergibt und am Ende eh alles zu Staub zerfällt.
Aber bevor wir in seine Antwort auf die Frage eintauchen, noch ein paar Sachen zu seiner Person. Albert Camus ist einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er ist 1913 im damals französischen Algerien geboren, lebte aber später in Frankreich. Unglücklicherweise kam er 1960 bei einem Autounfall ums Leben. Doch im Auto fand man eine bereits gelöste Zugfahrkarte, die er eigentlich nach Paris nehmen wollte, bevor er spontan das Angebot von seinem Verleger bekam, im Auto mitgenommen zu werden. Eine Ironie des Schicksals, die buchstäblich für die Absurdität der Welt steht.
Auch wenn dieser Post bis hierhin sehr pessimistisch klingt, war Camus aber alles andere als ein Pessimist. Er liebte das Leben und es gab viele Dinge, die ihn glücklich machten. Er liebte Fußball, er liebte Frauen (war teils sogar mit mehreren liiert) und er liebte die Kunst. Trotzdem setzte er sich immer wieder mit Themen rund um den Selbstmord auseinander. Seinen philosophischen Essay Der Mythos des Sisyphos beginnt er mit dem Satz:
Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf die Grundfrage der Philosophie antworten.
Auf die Frage, ob das Leben zu leben wert ist, gibt Camus eine klare Antwort: Ja. Er lehnt den Selbstmord strikt ab. Auch wenn dieser eine nahezu logische Konsequenz auf die Sinnlosigkeit des Lebens wäre, würde dieser das Leben nur noch sinnloser machen. Anstatt der Absurdität entgegenzuwirken, macht die Flucht vor der Existenz die Existenz noch absurder. Camus weiß, dass wir stärker sind und nicht so schnell aufgeben. Außerdem würde man so die positiven Seiten des Lebens verpassen.
Eine weitere Möglichkeit, um auf die Absurdität zu reagieren, ist der Glaube an einen Gott oder irgendeine übernatürliche Instanz, die dem Leben hier auf Erden dennoch einen Sinn verleiht. Für Camus käme dies allerdings auch nicht infrage. Er war Atheist und bezeichnete diese Option als „philosophischen Suizid“, weil man seine philosophischen Prinzipien über den Haufen wirft und aus der Realität in eine Scheinwelt flieht. Trotzdem kann diese Option für viele auch die richtige sein.
Die dritte Möglichkeit gilt für Camus als die Lösung des Dilemmas. Und zwar: Man findet sich damit ab. Indem man die Absurdität akzeptiert oder viel mehr noch lernt sie gutzuheißen, dann rebelliert man dagegen. Wer das tut, ist der absurde Held.
Als Beispiel zieht Camus den Mythos des Sisyphos heran. Sisyphos wurde von den Göttern dazu verdammt, einen riesigen Felsbrocken einen Berg herauf zu rollen. Doch kurz bevor der Brocken den Gipfel erreicht, rollt er immer wieder runter ins Tal und Sisyphos muss von neu anfangen. Die Sisyphosarbeit ist eine absolut sinnlose Aufgabe und Sisyphos weiß auch, dass sein Tun nichts bezweckt. Aber er wurde dazu verdammt und hat keine andere Wahl. In Camus’ Interpretation ist Sisyphos jedoch ein schlauer Mensch. Er gibt weder auf und springt vom Gipfel des Berges, noch erfindet er Götter, um sein Leiden zu mindern. Nein, er genießt es. Er steckt seine ganze Leidenschaft in das Rollen des Steines. Er nimmt die Absurdität seines Tuns an und rebelliert so dagegen.
Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Also schiebe weiterhin den Brocken der Existenz mit all Deiner Leidenschaft und werde daraus glücklich! Inmitten der Sinnlosigkeit, des Leidens und des ewigen Fragens nach dem Warum entdecken wir die purste Art und Weise zu leben. Das Leben lebt sich besser ohne Sinn.
Bilquellen: Camus1, Camus2, Sisyphos
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