Der Äon des Archaikums – Der Großkontinent Ur, 58 km großer Meteorit, die ersten Blaualgen

Dies ist die Fortsetzung meiner Reise durch die Äonen, Ären und Perioden der Erdgeschichte. Der erste Teil zum Hadaikum findet sich hier. Ich hatte dort bereits davon gesprochen, dass dessen Ende vom Großen Meteoriten Bombardement und der Bildung erster Gesteine gekennzeichnet war. Das Bombardement dauerte jedoch mehrere Hundert Millionen Jahre, sodass auch der Beginn des Archaikums noch davon betroffen war. Dieser Beginn wird in der klassischen Einteilung als Eoarchaikum bezeichnet. Auf diese Ära folgten das Paläoarchaikum, das Mesoarchaikum und das Neoarchaikum. Bis auf die letzte Ära, welche 300 Millionen Jahre dauerte, dauerten alle Ären 400 Millionen Jahre. In der neueren Forschung wird die Aufteilung jedoch aufgrund jüngster Gesteinsfunde diskutiert. 

Steinerne Zeugen

Hierbei muss man bedenken, dass es extrem schwierig ist, überhaupt Gestein aus den ältesten Zeitaltern der Erde zu finden. Im Verlaufe von 3 oder gar 4 Milliarden Jahren ist dieses metamorphosiert, zu Sedimentgestein geworden oder erodiert. Nur mit Hilfe von sehr tief gehenden Bohrungen, die mehrere Tausend Meter Tiefe erreichen können, können diese untersucht werden. Orte an denen dies möglich ist, sind etwa Simbabwe, der Kanadische Schild oder Kola. Das älteste bisher bekannte Gestein war lange Zeit der Isua-Gneis aus Grönland gewesen. Seit 1999 kennen wir aber ein älteres Gestein, welches ich auch in meinem letzten Beitrag erwähnt hatte: Den Acasta-Gneis aus dem Kanadischen Schild. Die neuere Forschung ist daher dazu übergegangen den ersten Abschnitt des Archaikum als Acastum, den zweiten als Isuum zu bezeichnen. Möglicherweise gibt es aber noch ältere Funde von Gestein. Gesteinsproben aus dem Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel stammen wahrscheinlich ebenfalls aus dem Hadaikum. Manche Forscher datieren sie gar auf 4,3 Milliarden Jahre.

Meteoriteneinschlag

Neben den Meteoriteneinschlägen, von denen wir auch nach dem Ende des LHB noch einige sehen können (so schlug etwa vor 3 Milliarden Jahren ein bis zu 58 km großer Meteor in die Erde ein), sind wahrscheinlich zwei Entwicklungen am interessantesten und greifbarsten: Die Entstehung des Großkontinent Ur und die Entwicklung des Lebens.

Großkontinent Ur 

Dieser täuscht mit seinem Namen über seine doch eher kleine Größe hinweg. Es wird angenommen, dass er kleiner war als das heutige Australien, doch mit Großkontinent ist nicht die Größe an sich gemeint. Der Ausdruck bedeutet viel mehr, dass der Kontinent sich dadurch auszeichnet, viele der Kontinente, die es zu einer Zeit gegeben hat, zu umfassen. Der bekannteste Superkontinent ist die Pangea, wie sie in der Trias und dem Perm vorzufinden war und aus welcher sich die heutigen Kontinente bildeten. Ur selbst hat sich wahrscheinlich aus dem Zusammentreffen mehrerer kleinerer Kontinente und Kratone gebildet. Manche Forscher nehmen an, dass einer der Ursprünge Urs ein Kontinent namens Vaalbara gewesen sei, der aus dem Pilbara-Kraton (heute zu Australien gehörend) und dem Kaapvaal-Kraton (heute zu Südafrika gehörend) bestanden hätte. Die Gesteine der beiden Kontinente scheinen auch tatsächlich zusammenzugehören. Manche Forscher haben daraus jedoch auch die Schlussfolgerung gezogen, dass es gar keinen Großkontinent Ur gegeben hätte. Sollte es ihn jedoch gegeben haben, hätte ihn ein langes Leben ausgezeichnet. Nach manchen Modellen hätte er sich erst vor 1 Milliarden Jahre mit den Kontinenten Ost-Antarctica, Nena und Atlantica zum Superkontinent Rodinia zusammengeschlossen. Heute findet man Krustenanteile Urs, wenn es ihn denn gegeben hat, in Afrika, Australien, Indien und der Antarktis. 

Die Entstehung des Lebens

Die ältesten bekannten Fossilien wurden bisher im Kaapvaal-Kraton entdeckt. Dabei können wir uns diese Fossilien aber nicht als versteinerte Tiere vorstellen. Es handelt sich dabei lediglich um Kohlenwasserstoffe oder Lipidreste, die in Steinen eingeschlossen wurden. Es wird angenommen, dass diese nur von Lebewesen stammen können, auch wenn wir die Lebewesen selbst nicht mehr finden können. Die in Südafrika entdeckten Spuren sind dabei 3,5 Milliarden Jahre alt und werden auf Blaualgen zurückgeführt. Bei Blaualgen handelt es sich um Bakterien, also Prokaryoten, die gar nicht mit den eukaryotischen Algen verwandt sind, ihren Namen also lediglich von äußerer Ähnlichkeit herleiten. 

In jüngeren Ären des Archaikum finden sich noch eindeutigere Funde von Leben, und zwar fossile Stromatolithen. Dabei handelt es sich um biogene Sedimentgesteine. Wer Interesse daran hat fossile Stromatolithen in echt zu sehen kann dies im sachsen-anhaltischen Wilhelmshall im ehemaligen Steinbruch am Herrenberg tun. Diese stammen zwar nicht aus dem Archaikum aber immerhin aus der Trias.

Fortsetzen werde ich diese Serie in der nächsten Woche mit der ersten Ära des Proterozoikums, dem Paläoproterozoikum, wobei ich nicht weiß, ob ich dieses in seine einzelnen Perioden unterteilen werde, da in dieser Zeit doch recht viel, gerade im Bereich der Biologie, passiert ist. 

Die Bilder stammen, bis auf das vorletzte, von Pixabay. Das vorletzte stammt von Wikipedia und ist als frei verwandbar angegeben.

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