In der Reihe "Rhetorik" vermittle ich in kurzen Einheiten Grundsätze und Tricks der Rhetorik.
Das Thema heute ist Kunstgriff 13: das Gegenteil drastisch darstellen
Mit diesem, von Politikern gern benutzten Kunstgriff stellen wir zwei Aussagen nebeneinander. Dabei klingt die eine Aussage so falsch, dass ihr kein vernünftiger Mensch zustimmen würde.
Wir zwingen unseren Gegner auf diese Aussage einzugehen und auf uns zuzugehen. Dieser Trick ist vor allem bei ungeübten Gesprächspartnern sehr erfolgreich, weil diese sich nicht trauen werden unserer Darstellung an sich zu widersprechen.
Bsp: Wir wollen, dass unser Gegner zugibt, dass man den Eltern immer zu gehorchen hat:
Findes du etwa man soll seinen Eltern immer, überall und bei jeder Gelegenheit widerpsrechen?
Scheinbar lassen wir dem Gegner eine Wahl zwischen zwei Aussagen. Weil aber das Gegenteil zugespitzt ist, hat er keine tatsächliche Wahl. Geht er auf unsere Aussage ein, statt unsere Argumentationsart selbst anzugreifen, hat die Falle zugeschnappt.
Bsp: So würde ein Politiker eine Steuererhöhung rechtfertigen:
Wollt ihr eine notwendige Steuererhöhung oder wollt ihr sämtliche Probleme auf die zukünftigen Generationen abwälzen und auf ihrem Rücken ein schönes Leben haben?
Bildlich gesprochen stellen wir Grau neben Schwarz und verkaufen es als Weiß.
In der anderen Argumentation stellen wir dann Grau neben Weiß und verkaufen es als Schwarz.
Quelle: Arthur Schopenhauer; Eristische Dialektik oder die Kunst, Recht zu behalten