Peter Mitterhofer: Erfinder der Schreibmaschine

Das Schicksal eines Pioniers.

Der Umgang mit Computer und Tastatur ist für uns heute selbstverständlich. Bei einem Besuch im Technischen Museum in Wien ist mir zu diesem Thema in der Sammlung "Information und Kommunikation" ein Prototyp einer Schreibmaschine aus dem Jahr 1864 aufgefallen. Dieser hölzerne Schreibapparat und sein Konstrukteur, Peter Mitterhofer, haben mein Interesse geweckt.

Bei meinen Nachforschungen bin ich auf ein typisch österreichisches Erfinder-Schicksal gestoßen: Ebenso wie Josef Madersperger (Nähmaschine) oder Josef Ressel (Schiffschraube) blieb Peter Mitterhofer zu Lebzeiten die Anerkennung für seine innovativen Erfindungen verwehrt.

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Peter Mitterhofer (1822 - 1893) aus Partschins in Südtirol lernte bei seinem Vater das Handwerk des Tischlers und Zimmermanns. Als Unterhaltungskünstler und Bauchredner zog er mit selbst gebauten Instrumenten durch die Dorfgaststätten. Er galt als Querdenker, der mit den örtlichen Autoritäten wie Pfarrer, Dorfpolizist oder Bürgermeister häufig in Konflikt geriet. Wie es zur damaligen Zeit üblich war, ging er auf die "Walz". Seine dreijährige Wanderschaft führte ihn durch mehrere Länder der Donaumonarchie und schließlich auch auf den Balkan.

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Gedenktafel auf dem Haus der Mechatroniker-Innung, 1060 Wien

Von 1864 bis 1869 konstruierte Mitterhofer fünf Schreibmaschinen. Das erste Modell, das er ohne technische Hilfsmittel und mit einfachstem Werkzeug baute, weist 30 Tasten auf und ist bis auf den metallenen Typenhebelkopf aus Holz gefertigt. Das Original befindet sich seit 1913 im Technischen Museum in Wien.

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Prototyp einer Schreibmaschine, 1864 (Technisches Museum Wien)

Nach seinem ersten Modell, das den Praxistest nicht bestand, da das eingespannte Papier beim Schreiben riss, entwickelte Mitterhofer das heute so genannte "Modell Dresden", bei dem Typenkorb und die Typen bereits aus Metall bestehen.

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"Modell Dresden", 1865 (Technische Sammlungen Dresden)

Ende 1866 brach Mitterhofer zu einem über 600 Kilometer langen Fußmarsch in die Kaiserstadt Wien auf. Auf dem Rücken in einer von ihm konstruierten "Buckelkraxe" (Rückentrage) seine neueste Erfindung: den fünfzehn Kilogramm schweren "Schreibapparat" mit Volltastatur, Zwischenleertaste, Papierwalze und Typenhebelkorb.

Mit einem schriftlichen Gesuch, in dem er die Vorteile seiner Apparatur anpries, wandte er sich mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an den kaiserlichen Hof. Nach Begutachtung durch das Polytechnische Institut erhielt er eine Subvention von 200 Gulden, als "Anerkennung eines mühsamen und unverdrossenen Strebens." Der Verbleib dieses Modells ist bis heute ungeklärt.

Das vierte Exemplar ("Meraner Modell") ist aus Metall gefertigt und erstmals mit einer Umschaltung für große und kleine Buchstaben sowie Ziffern ausgestattet. Das Original befindet sich im Meraner Stadtmuseum.

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"Modell Meran", 1866 (Stadtmuseum Meran)

Der erste maschinengeschriebene Brief ist ein Dank- und Bettelbrief. Getippt wurde er von Peter Mitterhofer auf seiner neuesten Erfindung am 18. August 1889, adressiert ist er an seinen Freund und Gönner Ritter Franz von Goldegg.

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Erster auf einer Maschine geschriebener Brief, 1869

Beim letzten Modell handelt es sich bereits um eine voll funktionstüchtige Schreibmaschine mit 82 Tasten für Ziffern, Groß- und Kleinbuchstaben und einigen Sonderzeichen.

Überzeugt von seiner Erfindung, nahm Mitterhofer wie bereits drei Jahre zuvor den beschwerlichen Fußmarsch nach Wien auf sich, um bei Kaiser Franz Joseph I neuerlich um Unterstützung für die "fabrikmäßige Erzeugung" seiner Schreibmaschine anzusuchen. Aufgrund eines Gutachtens wurde der Schreibapparat mit 150 Gulden abgefunden und seine Aufnahme in die Sammlung des Polytechnischen Institutes (heute Technische Universität) in Wien gewährt.

Enttäuscht darüber, dass der wahre Wert seiner Erfindung nicht erkannt wurde, zog sich Mitterhofer in sein Heimatdorf zurück und beschäftigte sich fortan nicht mehr mit Schreibmaschinen.

Einige Jahre später erlebte er noch die Vorstellung der ersten, von den Amerikanern Sholes, Glidden und Soulé entworfenen und vom Waffen- und Nähmaschinen-Hersteller Remington kommerziell produzierten, Schreibmaschine mit. Dieser "type-writer" hat viele Konstruktionsmerkmale mit Mitterhofers Erfindung gemeinsam.

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Sholes-Glidden Typewriter, 1874 (Technisches Museum, Wien)

Peter Mitterhofer verstarb am 27. August 1893. Auf seinem Grabstein auf dem Dorffriedhof in Partschins steht geschrieben: "Die Andern, die von ihm lernten, durften die Früchte seines Talentes ernten."

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