Immer wieder wächst das Gras, wild und hoch und grün…
Bis die Sensen ohne Hass ihre Kreise ziehn..
Gundermann ist als Pflanze bekannt
Gerhard Rüdiger Gundermann (* 21. Februar 1955 in Weimar; † 21. Juni 1998 in Spreetal, Sachsen)
Wer diesen Musiker und Poet kennt, dem ist jetzt schon warm ums Herz.
Wer ihn nicht kennt, selbst wenn er nicht in der DDR lebte, wird staunen und wenn er sich öffnen kann, schon sehr schnell verzaubert sein.
Gundermanns Lieder begleiten mich mein halbes Leben. Als Kind nur zwangsläufig mitgehört, konnte ich als Jugendlicher nicht richtig mit ihm warm werden.
Mein Vater aber hat mir Mitte der Neunziger das 7.Samurai Album / von Gundermann und seiner Seilschaft geschenkt (arbeiteten an irgendeinem Projekt zusammen).
Erstmal weg gelegt, weil ich es schon so oft hören musste, überrascht es mich doch, dass ich dem wohlwollenden Publikum heute Gerhard, „Gundi“ Gundermann als gefühlten Vertrauten vieler gemeinsamer Stunden vorstelle.
"Denn es ist fast so, als ob seine Musik in unsere Seele schauen kann."
Sie erzählt von einem Leben zwischen Abschied und Aufbruch, zwischen Sehnsucht und Zerrissenheit.
Ein paar Eckdaten
Als Baggerfahrer, Kohlekumpel, Liedermacher, Rockpoet war er Nichtraucher und Nichttrinker. Gundermann hat in Schichten im Tagebau gearbeitet. Oft ist er nach seinen meist mehrere Stunden andauernden Konzerten, mit der Band „die Seilschaft“, direkt in die Kohlengrube und wieder zur Frühschicht gefahren.
Und wie stirbt so einer? Viel zu früh, plötzlicher Hirnschlag.
Bei vielen, nicht nur im Osten, ist er noch immer Kult. Keiner konnte so klar sagen, was sie fühlten und dachten. Gundermann kommt wie sie aus einem Gestern.
Er ist Verbindung zur verlorenen Zeit, die sie euphorisch hinter sich gelassen.
(Zum Glück gab es damals ECHTE Montagsdemonstranten, die das überhaupt ermöglicht haben)
In der damaligen DDR aufgewachsen und anfangs noch glühender Sozialist, machte er sich innerhalb der Parteigenossen und im Kollektivs schnell zum Aussenseiter. Gundermann trat später wieder aus der Partei aus, seine unbequeme Haltung war allgemein schwer tragbar.
Auch
Seine Stasitätigkeit als "IM Grigori" kam nach der Wende heraus und wird von ihm unter anderem im Lied Sieglinde aufgearbeitet.
Wer will, kann hier einen interessanten Zeit-Artikel von 1995 dazu finden.
Als ich selbst Anfang der Neunziger von seiner Arbeit als inoffizieller Mitarbeiter (IM, so hießen die meist angeworbenen Spitzel) erfahren habe, war er für mich krass gesunken. Ich habe mich aber erst später intensiv und freiwillig mit dem Mensch als Musiker beschäftigt. Aus der Sicht des ahnungslosen Unbeteiligten, der ich doch bin, sage ich besser wenig zu dieser Vergangenheit.
Lang schon Vertrautes, immer wieder Schönes, will ich mit euch teilen und euch diese Auswahl auf die gespannten Lauscher drücken:
Ich bin mit manchem Gefühl erst wieder vertraut, wenn ich seine Musik höre. Anders als er, der wohl daran erstickt wäre, haben sich viele in einem System der Willkür und Angst immer wieder klein gemacht.
Eine Tätigkeit als IM passt da nicht ins Bild, aber man kann sich schwer eine Meinung machen aus meiner Perspektive. Mir geht es eher um die Musik, die Texte, das gute Gefühl, das ich habe, wenn ich Gundermann höre.
Mit Gerhard Rüdiger Gundermann ist ein großartiger Schreiber und Texter ganz plötzlich und früh gestorben. Seine Lieder aber bleiben (nun auch in der Steemit-Blockchain).
Die zweite Gundermann-Auswahl kommt später noch von mir, denn es gibt zu viele gute Stücke für nur einen Beitrag über Gundermann. Ein gemeinsames Stück mit Tamara Danz und der Band Silly habe ich heute schon mit drin.
Seit einiger Zeit tritt übrigens ein Musiker mit Namen Christian Haase wieder mit Gundermanns alter Band, der "Seilschaft" auf. Haases allerersten Aufritt, im zarten Alter von 15 Jahren, habe ich damals im Jugendclub Völkerfreundschaft sehen dürfen. Schön das er heute mit Musik sein Geld verdient. Wer will, schaut nach Christian Haase und seiner Interpretation, mir liegt eher das Original.
Bild: Hans / 22107 Quelle: Pixabay
Tamara Danz & Gundermann - Einmal LIVE