⚽ WM-Finale 1990

Drei Chaoten auf Europa-Tour


Stadio Olimpico, Rom - Austragungsort für das WM Finale 1990 (pixabay CC0)

Jung, dynamisch, was kostet die Welt

So waren wir damals. Söhni, Schwietz und der Herr Pepe. Am 3. Juli 1990 fand das WM Halbfinale zwischen dem damaligen Gastgeber Italien und dem, zu der Zeit amtierenden Weltmeister von 1986, Argentinien statt. Wie es in einem Halbfinale so ist. Fallobst ist zu diesem Zeitpunkt schon aussortiert. Die Italiener hatten zudem noch Heimvorteil und galten als klarer Mitfavorit auf den Titel.

Ich weiss nicht mehr genau wo wir dieses Spiel gesehen haben, aber nach dem Ausscheiden der Gastgeber im Elfmeterschiessen rumorte schon die Idee in uns, bei einem Finaleinzug unserer Nationalmannschaft (Damals hiess sie noch so, bevor Sprachdenunzianten und Neusprechfanatiker der Neuzeit in allem was "National" enthält, Nazitum und Rassismus gesucht haben) eventuell, vielleicht, zum Finale nach Italien zu fahren.

Natürlich war das Endspiel schon lange vorher ausverkauft, aber nachdem die Italiener raus geflogen waren, rechneten wir insgeheim damit eventuell auf dem Schwarzmarkt von enttäuschten Italienern über den verpassten Finaleinzug noch Karten ergattern zu können. Aber zunächst musste man ja erst mal das Spiel am Folgetag gegen England gewinnen.

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Gesagt, getan. In einem Nerven zerreissenden Halbfinale, was ebenfalls bis ins Elfmeterschiessen ging, flatterten den Engländern die Nerven. Den letzten und vorletzen Elfer haben sie verkackt und unser Team rund um Lothar Matthäus zog mit 4:3 ins Finale ein.

Nun war klar - die wilde Fahrt kann starten. Auf grosse Sprüche nach dem Ausscheiden der Italiener, dass wir bei einem Sieg gegen England nach Rom fahren werden, mussten damals Taten folgen. Fresse aufreissen und nachher den Schwanz einklemmen ging mal gar nicht. So war das damals.

Also das Konto geplündert und die Anreise geplant. Viel Zeit hatten wir ja nicht. Kurzfristig Urlaub eingereicht, den wir auch alle mit den besten Wünschen und dem Auftrag den Pott mit zurück zu bringen, genehmigt bekommen haben. Natürlich war auch klar, wenn dem nicht so gewesen wäre, wir alle offiziell für 2 Tage von einer üblen Sommergrippe niedergestreckt worden und inoffiziell mit einem gelben Zettel in der Tasche aufgebrochen wären.

Auf nach Rom

Söhni war der Fahrer. Zumindest bis Kufstein. Im Besitz eines nagelneuen Kadett GSI 16V mit Klima, Ledersitzen und allem Firlefanz war das Risiko, dass wir nach dem Spiel in Rom vor einer leeren Parklücke stehen, viel zu hoch. Die Rennkiste war damals nicht umsonst in der höchsten Teilkaskoklasse der Versicherungen gegen Diebstahl. Ausserdem musste man sich ja vorher auch etwas warm trinken und weil wir nicht auswürfeln wollten, wer jetzt der Doofe ist, der komplett trocken ein solche Megaevent bestreitet, stiegen wir in Kufstein für den Rest der Reise in den Zug.

Zu Beginn war der Zug noch relativ leer, aber er füllte sich mit jeder Haltestelle und kurz vor Rom lagen wir sogar letztendlich im Gepäcknetz über den Sitzreihen. War bequemer und mehr Platz hatte man auch.


Bild vom Tevi-Brunnen. CC0 (Pixabay)

Leicht angetüdelt machten wir uns an der Endstation dann auf den Weg in die Innenstadt. Ein Besuch am Tevi-Brunnen, um dort ein paar Münzen für ein erfolgreiches Abschneiden gegen Argentinien hinein zu werfen, war Pflichtprogramm. Wir kamen mittags in Rom an und hatten ja noch Zeit. In der ganzen Innenstadt war an diesem Tag Alkoholverbot angesagt.

Zumindest ein Verkaufsverbot für die Geschäfte und Kneipen, was ein paar findige Schwarzhändler natürlich nicht davon abhielt, in den kleinen Seitenstrassen flüsternd ihre Angebote an den Mann und die Frau zu bringen. Natürlich zu Mondpreisen, aber wir waren ja schon auf Standgas und wollten natürlich für den Weg zum Stadion bei der Mittagshitze auch klar im Kopf sein, schliesslich standen ja noch die Verhandlungen in Hintergassen für den Kartenerwerb auf dem Programm.

Auch das war natürlich offiziell streng verboten. Überall flitzten Kontrolletis rum, die den Schwarzverkauf unterbinden wollten, aber hey, - wir waren im Mutterland der Mafia.


Die Umrechnung von Lire in D-Mark war zu dem Zeitpunkt recht einfach. Waren ziemlich genau 1.000 Lire pro Mark.

Also kauften wir uns an einem der vielen Stände am Platz, das für Italien typische "Stille Wasser" in 2 Liter Flaschen. Natürlich auch zu Preisen, die jenseits von Gut und Böse waren. Umgerechnet 12 Mark die Pulle.

Man bekam aber Lire im Gegenwert von 2 Mark für die leere Plastikflasche angeboten, wenn man sie wieder zurück bringt. Pfand gab es damals auf Plastikflaschen noch lange nicht und wir wunderten uns schon ein wenig darüber. Klar war aber auch, dass dieses "Angebot" von den Wenigsten genutzt wurde. Vermutlich war alleine diese Pfandkohle mehr, wie die ganze Flasche im EK gekostet hat. Dumm sind sie ja nicht, die Italiener und eine Weltmeisterschaft im eigenen Land bringt natürlich die Möglichkeit sich die Säckel richtig voll zu machen.

Ob wir Karten bekommen haben, wo und wie wir das Spiel verfolgt haben, erzähle ich euch dann im zweiten Teil. Das Endergebnis ist ja bekannt, d.h. eine Enttäuschung wird es nicht werden auf den zweiten Teil der WM Geschichte zu warten. :)

Natürlich #steemexclusive!

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