Vor zwei Tagen habe ich den ersten Post hochgeladen und kurz darauf bin ich dem deutschen chat beigetreten. Viele nette und hilfsbereite Leute, für mich fast schon überwältigend. Muss ich erst mal mit klar kommen, mir schwirrte ganz schön der Kopf von all den Tips, die ich las. Ich setzte mich schon mit der Idee auseinander, in englisch zu schreiben, obwohl ich weiß, dass ich dann kein Gefühl für mein Geschriebenes habe. Vor allem ein Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf." Schreib nicht, was Dich bewegt, sondern schreib, was die Konsumenten lesen wollen ", so oder so ähnlich las ich in mehreren Posts. Nur was bleibt dann von mir (übrig), wenn ich so schreibe? Meiner Meinung viel zu wenig. Da brauchte ich eine Pause.
Ich ging zu meinen Schafen, schüttelte ein paar Pflaumen von den Bäumen und wir hielten ein Picknick ab.
Diese Schafsrasse nennt sich Skudden. Sie waren ursprünglich in Ostpreußen beheimatet, lebten dort ganzjährig draußen, fast schon wild. Sie sind eigentlich zu nichts zu "gebrauchen", als Fleischrasse viel zu klein; ein neugeborenes Lamm ist kleiner als eine Katze und ein ausgewachsener Bock hat gerade mal rund 6 Kilo Fleisch, welches auch noch extrem nach Hammel schmeckt. Als Milchgeber sind sie auch nicht zu gebrauchen, dafür sind sie viel zu scheu und wegen der paar ml würde sich dies auch nicht lohnen. Früher hat man die Wolle teils ausgekämmt oder geschoren verarbeitet, sie soll sehr fein sein. Ich habe das noch nicht ausprobiert; die Tiere müssen nicht geschoren werden, sie verlieren die alte Wolle von selbst, warum also unnötig quälen. Weil sie so "unnütz" sind, stehen sie auf der roten Liste und deshalb bei mir im Garten. Ich mag Tiere, die nur ihrer selbst wegen existieren.
Sie gebären ihre Lämmer nebenbei beim Grasen, wollen keinerlei Hilfe, sondern verstecken sich eher.
Aber zurück zum Pflaumenpicknick.
Manche der Schafe wollen sich nicht bücken, wenn ich dabei bin, sondern warten, bis ich die Pflaumen pflücke, die Kerne entnehme und sie mit dem Fruchtfleisch füttere. So wie Oskar, mein Lieblingsböckchen, der einmal der Anführer werden soll. Oskar habe ich mit der Flasche aufgezogen, weil seine Mutter nicht wusste, was der kleine an ihrem Euter wollte. Das ist der Nachteil bei Halten dieser Rasse. Um ihr das beizubringen, müsste man die unkundige Mutter jedesmal einfangen und festbinden, um ihr Euter zu stimulieren. Nur wie macht man das bei einer Rasse, die so scheu ist, dass sie niemanden an sich ran lassen? Das wäre Stress pur für die ganze Herde und das mehrmals am Tag. Also habe ich den Kleinen mit zu mir in mein Hobbyraum genommen, habe ihn anfangs 8 Mal täglich die Flasche gegeben, er hat neben meinem Sofa mir mir zusammen geschlafen. Nach 4 Wochen stank der Raum wie ein Schafstall, aber er hats überlebt und ist gesund geblieben (ich auch). Nach 4 Wochen kam er ohne Flasche in der Nacht aus und ich konnte ihn zur Herde bringen. Der "Nachteil" bei Flaschenkindern ist, dass sie keinerlei Fluchtreaktionen auf Hunde oder Menschen haben, eine Herde mit einem Flaschenkind als Anführer kann man nicht mit Hunden hüten, also treiben, sondern man ist immer selbst der Anführer, muss selbst vorneweg gehen. Normalerweise ein Unding; mir kommt es gerade recht, so habe ich mehr Kontakt zu den doch eher scheuen Tieren.
Ich verzettel mich schon wieder.
Das Picknick war vorbei, die Schafe glücklich über den zusätzlichen Snack und ich wieder geerdet. Um auch sicher mit beiden Beinen fest auf dem Grund stehen zu bleiben, gönnte ich mir eine Kalorienbombe aus eigenem Speck, gekauften Kartoffeln und Nachbars Eiern. Ich werde es auch in Zukunft den Schafen gleichtun, lieber zufrieden in den Tag hinein leben und die kleinen Freuden genießen als noch nicht verdientes, großes Geld verplanen.
bis demnächst