DU spielt SCRABBLE™ (17) - Komposita

Zwei mit dem Erscheinen des letzten Scrabble-Beitrags sehr gut getimte "Anschläge" auf unser Spiel bzw. dessen Wirkung im DU-Geschehen bereiteten mir keine schlaflosen Nächte. Vielmehr taten dies der Feigenduft, der den orientalischen Früchten entströmt, sowie die Esstüten, jenen verzehrbaren Behältnissen, in denen z.B. Pommes oder Naschis gereicht werden. Zwei zusammengesetzte Substantive, die sowie das Potential unseres Scrabbles als Influencer für Wortschöfpungen, gar Neogolismen, für intensive Auseinandersetzungen mit unserer Sprache und lehrreiche Diskussionen als auch die unendlichen Möglichkeiten des Deutschen mal wieder bewiesen.
Ich lehnte mich deutlich zu weit aus dem Fenster, als ich mich bereit erklärte, die Materie der Komposita in der deutschen Sprache im von einigen geschätzten Theorieteil ein wenig aufzuarbeiten: Das Thema ist zu komplex!

Wortbildung

Eine lebendige Sprache lebt durch ihre beständige Weiterentwicklung. Dabei erweist sich die deutsche Sprache als außerordentlich produktiv und kreativ: ständig tauchen sprachliche Neuschöpfungen auf, weil neue Inhalte, Gegenstände oder Begriffe benannt werden müssen, um in einheitlicher Absprache von möglichst vielen aktiven wie passiven Sprachnutzern verstanden zu werden. Dafür werden bekannte Wortbildungsmuster verwendet, die vielfach einem Sprachgefühl entspringen und nur durch wenige Regeln - die allesamt durch Ausnahmen bestätigt werden - ansatzweise erklärt werden können. Manche Wörter bleiben längere Zeit erhalten, werden häufig gebraucht und tauchen irgendwann in Wörterbüchern auf. Andere, sogenannte Augenblicksbildungen, verschwinden so rasch, wie sie gekommen sind.

Am Anfang war das Wort - und zwar betrachtet als kleinste selbstständige und bedeutungstragende Einheit, die etwas benennt. Bei diesen Bedeutungsträgern ging man im Deutschen lange von einer geschätzten halben Million Wörtern aus. Dass dem bei Weitem nicht so ist (das Goethe Institut wirft "unendlich viele deutsche Wörter" in den Raum), liegt an den Wortbildungsmitteln der deutschen Sprache. Begriffe werden terminologiert, schlicht benannt, wenn ein Name für etwas Neues nötig ist (z.B. Computer für ein Gerät, das es vor einigen Jahren noch nicht gab), gekürzt (z.B. Mofa für Motorisiertes Fahrrad), grammatisch umgebildet (z.B. motorisiert für mit einem Motor ausgestattet) oder durch Kombination zusammengebildet. Letztere Wortkreationen nennt man Komposition oder Kompositum.


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Abb. aus: Grammatik der deutschen Sprache

Komposita

Ein Kompositum ist eine neue bedeutungstragende Worteinheit, die durch die Verknüpfung zweier oder mehrerer selbstständiger Wörter entsteht. Davon gibt es diverse Formen - aus sämtlichen Wortarten werden im Deutschen Wörter sämtlicher Wortarten gebildet. Allen gemein ist, dass sie aus Wortstämmen gebildet werden und das jeweils letzte Glied das Grundwort bildet, welches die (entstandene) Wortart (und ggf. das Genus zur Artikelwahl) bestimmt.

Für die deutsche Sprache ist die Wortbildung durch Komposition von großer Bedeutung. Sie bereichert den Wortschatz in hohem Maße und sie erleichtert (und verkürzt) die Kommunikation im Bereich der Semantik, da Umschreibungen unnötig werden.
Zum Grundwortschatz einer jeden Deutsch sprechenden Person gehören zum Beispiel Fuß und Ball. Und so ist die Verbindung beider Wörter ohne weitere Absprachen jedem deutlich. Der Fußball ist der Fußball, nicht die mit Leder bezogene aufgeblasene Gummikugel, die man mit dem unteren Abschluss des Beines kickt. Als Wort ist Fußball ein zusammengesetztes Substantiv und nur um diese Art Kompositum soll es im Weiteren gehen.

Substantivbildung

Bei der Bildung von Nomen sind folgende Zusammensetzungen möglich: Substantiv u. Substantiv (Fußball, Feigenduft), Adjektiv u. Substantiv (Blauschimmel), Verb u. Substantiv (Spielplatz, Esstüte), nichtreflektierte Wortarten u. Substantiv (Hinterhaus).
Diese vier Kompositionsmöglichkeiten werden jeweils in einige Unterkategorien gegliedert, die uns hier nicht weiter interessieren müssen - ebensowenig wie der Versuch, den Wortbildungen Regeln (wie den Einsatz von Fugenelementen) aufzudrücken, die immer mal wieder revidiert werden, weil sie im Rahmen der flexiblen Sprachentwicklung einfach nicht einheitlich, klar und deutlich durchgezogen werden können.
Grundsätzlich ist jede Wortbildung "gestattet", wenn das neue Wort aufgrund der Kenntnis der verwendeten Wortstämme Sinn ergibt und bei Kenntnis der Wortstämme verstanden werden kann (jeder versteht "unkaputtbar", so gruselig das Adjektiv, das es nur durch die Werbebranche in den Duden geschafft hat, auch ist). Und mit dem Zeitpunkt seiner Bildung wird so ein sinnergebendes, zusammengesetztes Substantiv zum Bestandteil des deutschen Wortschatzes und existiert. Ob dieses es auch in ein Wörterbuch, hier explizit in den Duden, schafft, ist am Ende nur eine Frage der Etablierung, des häufigen Gebrauchs in der Sprachgemeinschaft. Ganz einfach - oder wie nennt man den Hintenaufdemmüllwagensteher?

Das SCRABBLE™-Dilemma

Insofern könntest du tatsächlich die zusammengesetzten Nomen behandeln und uns dabei erzählen, wo die Grenze des Sinnhaften zu ziehen ist.
@afrog

Ich wünschte, ich könnte es! Ich kann es nicht. Die Esstüte ergibt - besonders nach der ausführlichen Erklärung des Erschaffers - genauso viel Sinn wie der Feigenduft, den niemand anzweifelte (Warum auch? Gibt es Orangenduft, gibt es Feigenduft...). Für eine Etablierung in der deutschen Gegenwartssprache sind beide Wörter grundsätzlich geeignet. (Noch) stehen sie aber beide nicht im Duden (ebensowenig wie viele andere, millionenfach und täglich gebrauchte zusammengesetzte Wörter). Noch können bei der Anerkennung dieser Wörter im Spiel (existent sind sie ja nun, s.o.) nur Bauch- und Sprachgefühl entscheiden.

Das ist auch für mich eine sehr unbefriedigende Aussage.
Bei Meisterschaften gibt es das Scrabble-Dilemma gar nicht, weil man sich knallhart an das Referenz-Wörterbuch hält. Etwas ausführlicher ist der dort in Kombi mit dem Rechtschreibduden genutzte Grammatikduden, in dem viele zusammengesetzte Wörter genannt werden. Viele. Nicht alle. Das würde z.B. bedeuten, dass Pferdeschwanz und Rattenschwanz (im Duden wegen ihrer Doppeldeutigkeit) sowie Hundeschwanz (im Duden wegen seiner häufigen Nutzung oder aber wegen Loriot) gölten, Katzenschwanz jedoch nicht.

Liebe Blockchain-Scrabble-FreundeNeogolismus!, wollen wir das? Oder wollen wir lieber die gepflegte Familien-Scrabble-Runde, aus der sich diverse interessante und lustige Diskussionen ergeben können, in der nur bei Anzweiflungen zum Duden gegriffen wird? In meinen Augen bringt letzteres deutlich mehr Spaß - und den möchte ich hier noch möglichst lange haben!


DU-Linie.png

Siegerehrung aus DU spielt SCRABBLE™ (16)

Ob er der Scrabble-König des zweiten DU-Spiels wird, steht noch in den Sternen, den Prinzen jedoch trägt @peppermint24 in seinem Namen spätestens nach der vergangenen Runde zu recht: 84 Punkte brachte ihm das Wort FEIGENDÜFTEN - die im Blockchain-Scrabble höchste jemals erreichte Punktzahl! Die gewagten ESSTÜTEN führten aufgrund eines einsamen Schiri-Entscheids nicht zu den erwünschten 39 Punkten, dennoch soll @afrog's kreativer Wortfindungsehrgeiz hier durch eine Erwähnung Beachtung finden, erscheint Herr Frosch in der folgenden Tabelle, wo alle Sprachenthusiasten ihren Erfolg ablesen können, doch diesmal leider nicht. Herzlichen Glückwunsch!

SCRABBLERWORTPUNKTEGESAMT
@peppermint24
FEIGENDÜFTEN
84
154
@deutschunplugged
DÜFTEN
43
176
@weisser-rabe
DÜRFTEN
32
136
@chriscst
DEAN
30
95
@jaki01
DÜFTEN
28
118
@sunwalker
ETÜDEN
22
90
@happycoollove
TÜREN
22
104
@bechibenner
ÄTHAN
22
70
@ty-ty
TÜTEN
20
96
@moecki
HÜTE
20
148
@maxinpower
RÜDE
18
22

Deutsch Unplugged scrabbelt

Spielregeln

Am DU-Blockchain-Scrabble kann jeder jederzeit teilnehmen, jede Runde ist in sich abgeschlossen. Als Quereinsteiger solltest du unbedingt die Einführung lesen. Unser Spiel liegt den allgemeinen Scrabble-Regeln zugrunde, unser Referenz-Wörterbuch ist der Duden. Hier nun spielst du folgendermaßen mit:

  • Bilde aus den Buchstaben auf dem Buchstabenbänkchen ein gültiges Wort und nenne dies unter Zuhilfenahme der Spielbrettkoordinaten im Kommentarbereich!
    Beispiel: DEUTSCH, D3-D9
  • Du darfst nur ein Wort einreichen. Hat der Schiri das Wort als gültig markiert ( ✅ ) und die Punktzahl ermittelt, darfst du deinen Kommentar NICHT mehr ändern.
    • Wird dein Wort als ungültig markiert ( ❤️‍🩹 ), erhältst du oft eine zweite Chance, worüber der Schiri entscheidet.
  • Achte darauf, dass dein Wort noch nicht von einem anderen User eingereicht worden ist.
    • Ist dein Wort bereits eingereicht worden, gilt es als ungültig, du erhältst aber KEINE zweite Chance.
    • Ist dein Wort bereits eingereicht worden, liegt aber auf anderen Koordinaten, ist es gültig.
  • Bitte überprüfe dein Wort selbst im Duden.
    • Du erhältst KEINE zweite Chance, wenn dein Wort als ungültig gilt, weil es nicht im Duden steht.

Einsendeschluss: Sonntag, den 27.02.2022, 7:30 Uhr MEZ

Gewinne

Wir spielen um insgesamt

15 STEEM

Diese werden unter den fünf Gewinnern mit den punkthöchsten Wörtern gestaffelt (5-4-3-2-1 STEEM) aufgeteilt und am Sonntag in Vests überwiesen. Alle Mitspieler werden darüber in einem Ergebniskommentar informiert.

Das Spiel

Spielverlauf

Umgeben von lieblichsten FEIGENDÜFTEN (84 Punkte) scheint der Sieg der Spielgemeinschaft DU bereits jetzt gesichert. Spieler B lässt sich dadurch nicht irritieren und kontert durch einen schönen SOZIUS mit soliden 25 Punkten.

Spieler ADUSpieler B
FEIGE (26)BRUNFT (22)MAUKEN (25)
WÄREN (36)TÖTE (53)MENGEN (18)
RECK (20)HIER (48)MAYO (37)
PHENOL (10)QUALMS (40)RASIERT (61)
ESST (25)FEIGENDÜFTEN (84)SOZIUS (25)
117
247
166

DU ist dran!

Mit HAXE (24 Punkte) gibt Spieler A für die 6. Spielrunde den Run auf den Wortwertverdreifacher links unten frei. Der Joker auf M5 stellt nach wie vor ein O dar.


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Das frisch aufgefüllte Buchstabenbänkchen:


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Viel Spaß!

@chriddi


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Quellen:

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23.02.2022


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