Mein Umgang mit Alltagsängsten

Wenn @tineschreibt dazu aufruft, etwas zum Thema Angst zu schreiben, muß ich mitziehen. Weil Angst irgendwie auch bei mir ständiger Begleiter ist. Nicht so klar, daß ich es gut quantifizieren könnte (ich weiß auch gar nicht, wie sich Herzrasen oder Schweißausbrüche anfühlen), aber trotzdem da.

Es ist vielleicht auch eher ein diffuses Gefühl "ich kann das doch eigentlich gar nicht". (Womit wir wieder beim Hass-Thema "innerer Saboteur" wären.)

Wenn ich auf die vergangenen Wochen zurückblicke, teilen sich die Tätigkeiten, die im Alltag auf mich zukommen, wie folgt ein:

  1. Kann ich und weiß es auch
  2. Kann ich immer oder meistens, traue es mir aber nicht zu
  3. Kann ich nicht, traue ich mir aber zu, zu lernen
  4. Kann ich nicht und macht mir große Angst
  5. Kann ich (oder manchmal auch nicht) und lasse es deshalb liegen, irgendwann macht es mir dann große Angst

Manchmal überschneiden sich Kategorie 3 und 4 bei einer Tätigkeit oder wechseln sich nach Tagesform ab.
Kategorie 5 betrifft überwiegend organisatorische Dinge: Rechnungen, Steuern, Ämterkram, allerdings auch tendentiell immer noch bestimmte Haushaltsaufgaben, die sich aufschieben lassen (Bügeln oder Putzen der Wanne). Also eigentlich alles Dinge, die man nicht aufschieben müßte. Die Tatsache, daß man es doch macht, triggert dann erst die Angst, diese Tätigkeiten nicht bewältigen zu können. Was die Wahrscheinlichkeit des Aufschiebens beim nächsten Mal wieder erhöht ...
Tätigkeiten der Kategorie 2 sind u.U. essentiell für die derzeitigen Aufgaben. Antwortet man hier auf die Frage "Kannst Du das" mit einem ehrlichen "Nein" (weil es ja mal nicht geklappt hat), ist das für beide Seiten frustrierend, denn man bekommt die Aufgabe entweder nicht mehr oder traut sich selbst gar nicht mehr, das Thema anzusprechen. Man übt die nicht beherrschte Tätigkeit also unter Umständen auch nicht und hat keine Chance, Routine zu erlangen.

Wenn ich an die Sanitätsdienste im letzten Herbst denke, kommt mir wieder in Erinnerung, daß ich damals noch stärker als vielleicht irgendwann sonst vorher anderen die medizinischen Aufgaben überlassen hatte. (Hey, immerhin mußte ich damit keine Verantwortung tragen. ;o) :/ )
Vielleicht ist es ganz gut, daß es in dem Bereich gerade wenig bis nichts für mich zu tun gibt. So kann ich meine Denkmuster überprüfen und vielleicht doch noch andere Handlungsmethoden einüben.

Die Ängste prägen natürlich auch den sozialen Umgang mit Bekannten und Kollegen. Hier ist mir leider nur ungenau klar, wie sehr ich "von unten" agiere, darauf achte, zu gefallen, und dabei die Souveränität vermissen lasse, die tatsächlich Gefallen erzeugen würde.

Es ist auch nicht so, als wäre ich nicht in den letzten zweieinhalb Jahren, die ich nun bei Sanitätsdiensten dabei bin, immer mal wieder auf mein Auftreten auch im Zusammenhang mit Patientenversorgung angesprochen worden. Ich war auch in anderen Kontexten für andere Organisationen als die derzeitige meinige tätig (z.B. im Herbst 2015) und habe Angst, zu bekannt zu sein, um erfolgreich Bewerbungen für das anstehende Rettungswachenpraktikum zu tätigen.

Bei dem Klinikpraktikum, das ich gerade absolviere, ist es z.B. gar nicht üblich, mehr als eine Woche pro Abteilung eingeplant zu werden, während ich jeweils zwei Wochen gemacht habe. Ich habe mir also die Zeit genommen, die ich brauche, um einigermaßen Routine und einen Anflug von Souveränität zu bekommen. Aber es gab auch einige irritierte Nachfragen und ich weiß nicht, ob ich die nachvollziehbar beantwortet habe und sie den Kollegen Anlaß gegeben haben, mit mir etwas zurückhaltender umzugehen.

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