Deutsch-Dienstag: melunis Ausflug in die wunderbare Welt der Sprache #7

Obacht, heute wird es etwas eklig auf unserem Ausflug in die Welt alter und vergessener Wörter! 📚📖


Ich habe hier an irgendeiner Stelle mal erzählt, dass ich gerne historische Romane lese. Ein Grund, wieso ich an ihnen eine solche Freude habe ist die Tatsache, dass dort Wörter zu finden sind, die uns heute eher seltener begegnen, beispielsweise altertümliche Bezeichnungen für Krankheiten!


Bei der Recherche ist mir aufgefallen, dass die Kreativität der Menschen früher doch eher zu wünschen übrigließ: viele Krankheiten enden einfach auf -sucht. Aber nicht alle, seht selbst!

Die Mondsucht 1, im Fachjargon auch Somnambulismus genannt ist die altertümliche Bezeichnung für Schlafwandeln! Sie beschreibt einen Dämmerzustand, in dem sich der Betroffene befindet und in dem er – trotz seiner Weggetretenheit – umherläuft oder gar Tätigkeiten ausübt. Der Name kommt vermutlich daher, dass die meisten Leute nachts schlafen, wenn der Mond am Himmel steht.


Eine deutlich bedrohlichere Erkrankung als die vorige ist die Wassersucht 2 , welche heute bekannter ist als Ödem. Auch hier ist der Name wieder bezeichnend: Ein Ödem stellt eine Wassereinlagerung im Gewebe dar. Je nach Organ oder Gewebe kann das auch schon mal schnell zum Tod führen.


Schwindsucht 3 ist der historische Name der Tuberkulose (der tödlichsten Infektionskrankheit, die es auf der Welt gibt – so die WHO), allerdings wurde sie auch „die Motten“, „Weiße Pest“ oder „Weißer Tod“ genannt. Viele haben sicher schon mal die Redewendung „die Motten kriegen“ 4 gehört. Die findet ihren Ursprung auch hier, da TBC häufig die Lunge befällt und zerfrisst, wie es Motten mit Kleidung tun. Die Bezeichnung Schwindsucht lässt sich wohl auf den mit der Krankheit einhergehenden körperlichen Zerfall, also sein Schwinden, zurückführen 5 .


Eine letzte Sucht habe ich noch im Angebot, die Fallsucht 6 ! Auch hier ist die damit verbundene Aktivität wieder namensgebend: das (Nieder-) Fallen. Gemeint ist die Epilepsie, die dazu führt, dass Betroffene durch einen solchen Anfall die Kontrolle über ihren Körper verlieren, dieser gelähmt ist und zugleich krampft. Dieser unangenehme Zustand kann minutenlang andauern.
Mit einem Klick auf den Link gelangt ihr zu einem eindrucksvollen Post zu diesem Thema.


Die Zuckerkrankheit 7 wird vielen noch ein Begriff sein, auch wenn es in der Medizin Diabetes mellitus heißt. Und auch der Diabetes hat seinen Namen aufgrund seiner Eigenschaften: der Urin der Erkrankten riecht süßlich, da er den über die Nahrung aufgenommenen und nun wieder ausgeschiedenen Zucker enthält. Ein in vergangenen Zeiten üblicher „Schnelltest“ für Diabetes war also das Kosten des Urins; schmeckte er süßlich, war die Lage klar!


Als nächstes geht es um die Franzosenkrankheit 8 . Meine ganz persönliche, höchst unwissenschaftliche Meinung dazu ist, dass diese Krankheit auch so heißt, weil die Franzosen für ihr ausuferndes Sexleben bekannt sind. Und dabei fängt man sich – ohne den richtigen Schutz – ja schon mal gerne was ein, so wie beispielsweise die Syphilis, welche bekanntermaßen eine Geschlechtskrankheit ist. Da sie durch Antibiotika heilbar ist, tritt sie heutzutage eher seltener auf bzw. kann dann erfolgreich behandelt werden; früher führte sie aber zu überaus unschönen Infektionen und allem, was noch dazugehört.
(Im Englischen heißt sie übrigens „German disease“. Nur wieso ist mir ein Rätsel…)


Den Abschluss der Reihe macht nun eine Krankheit, die eigentlich keine ist, sondern als „epidemische Erscheinung“ bezeichnet wird. Ich spreche von der Tanzwut 9 , auch „Tanzkrankheit“ oder „Tanzsucht“ genannt! Den Namen kannte ich bisher nur als den einer Band, daher war mein Erstaunen recht groß, als ich feststellte, dass damit ein „psychogenes und massenhysterisches Phänomen“ des Mittelalters beschrieben wird. Die Menschen tanzten dabei in Gruppen wie im Wahn, bis zu körperlichen Erschöpfung. Es wird vermutet, dass der Konsum halluzinogener Pflanzen – absichtlich oder unabsichtlich – daran schuld war oder der Biss einer Tarantelart; für letzteres spricht die Redewendung „wie von der Tarantel gestochen“, die man bekanntermaßen für jemanden benutzt, der sich unerwartet und heftig bewegt 10 .


Mit all diesen schönen Gedanken wünsche ich euch nun eine schöne Woche und werdet bloß nicht krank!
Frühlingshafte Grüße
Eure meluni


Quellen: s. Fußnoten - Bild 1 - Bild 2 - Bild 3 - Bild 4

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