28. August 2018
Im sächsischen Chemnitz [1], eine Stadt mit etwa 250'000 Einwohnern, die ich noch nicht besucht habe, fand am vergangenen Wochenende das grosse Stadtfest statt. Wie wohl die meisten Menschen in Deutschland mitbekommen haben, lief dieses nicht reibungslos ab. In der Nacht auf den Sonntag kam es zu einer Auseinandersetzung, in der ein Deutsch-Kubaner mit mehr als 20 Messerstichen schwer verletzt wurde. Er überlebte die Verletzungen nicht, zwei weitere Deutsche wurden ebenfalls mit Messerstichen schwer verletzt. Als Tatverdächtige wurden zwei junge Männer festgenommen, ein Iraker und ein Syrer [3].
Was den Streit ausgelöst hat, ist mir nicht bekannt. Auch ist mir nicht bekannt, ob es etwas ganz handfestes war, um was gestritten wurde, so dass man sagen könnte, dass eine Keilerei als Resultat durchaus denkbar war. Eine brutale Tötung mit einem Messer ist allerdings eine ganz andere Qualität von Grausamkeit. Und da es den Anschein macht, dass die mutmasslichen Täter wieder einmal aus Ländern stammen, aus denen in letzter Zeit besonders viele Menschen als Schutzsuchende und Kriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, fragt man sich schon, was diese genau antreibt, sich in ihrem Gastland wie die sprichwörtliche Axt im Walde zu verhalten. Dass ein Schutzsuchender in dem Land, in dem er wohl Schutz gefunden hat, einen Schrecken verbreitet, dass andere vor ihm geschützt werden müssen, wirkt wohl nicht nur auf mich äusserst fragwürdig.
Das Neue Rathaus Chemnitz ist der Amtssitz des Bürgermeisters und der Hauptsitz der Stadtverwaltung Chemnitz [x]. Erbaut wurde das Neue Rathaus von 1907 bis 1911 nach Plänen des Stadtbaurates Richard Möbius.
Allerdings haben einige Medien - unter anderem die Bild Zeitung [4] - und auch meine Wenigkeit bereits vor langer Zeit davor gewarnt, dass auf dem Weg der offenen Grenzen alle möglichen Agenten, Saboteure usw. mit ebenso allen denkbaren Aufträgen einreisen konnten [5]. Gerade aus nicht-verbündeten Ländern wie Syrien, Iran, Afghanistan und afrikanischen Ländern. Aber das wurden von der besonders weisen bis allwissenden Mehrheit der Journalisten und Politiker - zumindest könnte man das anhand der oft zur Schau gestellten Arroganz durchaus annehmen - stets scharf zurückgewiesen. Dies obwohl weder etablierte Medien noch die Politik bis hin zur Regierung dieser These einen einzigen fundierten Widerspruch entgegenzubringen imstande waren.
Die Ausführungen, die am Anfang dieses Artikels stehen, haben sich mittlerweile nahezu in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet. Denn ab dem Sonntagnachmittag kam es zu Versammlungen von Menschen, die ein solches Treiben nicht länger zu ertragen bereit sind [6]. Dabei kam es wohl auch zu Zusammenstössen zwischen Einheimischen und Zuwanderern, wobei mir wiederum nicht bekannt ist, wie es zu diesen kam und was dabei geschah. Von Meldungen über Verletzte Zuwanderer ist mir nichts bekannt, wobei ich annehme, dass darüber berichtet worden wäre, wäre es dazu gekommen.
In den Medien und bei der Regierung wurden diese Versammlungen bald eingeschätzt und kommentiert. Es fielen Begriffe wie "Hetzjagden", "Rechter Mob" und es wurde kommentiert, dass der Rechtsstaat abgedankt habe [7] oder wenigstens vor einer grossen Bewährungsprobe stehe [8]. Wobei das mit dem Abdanken objektiv nicht stimmt, da sehr bald nach der Straftat mit Todesfolge Tatverdächtige festgenommen werden konnten. Die danach erfolgte Demonstration war eine Versammlung, an der neben ganz normalen Menschen aus der viel bemühten Mitte der Gesellschaft mit Sicherheit auch politisch fragwürdig eingestellte Menschen teilgenommen haben, aber ein Lynchmob war es definitiv nicht, da die beiden Tatverdächtigen bereits festgenommen worden sind.
Die Ereignisse selbst und die Berichterstattung darüber erscheinen mir als ein weiteres Stück des Versuches der nachhaltigen Spaltung, ja Entzweiung der deutschen Gesellschaft, sofern es eine solche je gegeben hat. Wenn Medien und Regierung entschieden eine Haltung vertreten, mit der substantielle Teile der Bevölkerung gar nichts zu tun haben (wollen), ist das ein nicht ganz risikoloser Schritt. Was ist, wenn es in naher Zukunft möglicherweise in fünf, zehn oder hundert Städten gleichzeitig zu ähnlichen Demonstrationen kommt?
Wird man dann noch in der Lage sein, das Problem gleich niederzuschreiben wie heute und sich selbst als wertvoll mit höchst menschlicher Haltung zu inszenieren [9]? Wird beim Vorgehen der Sicherheitskräfte in Zukunft auf mehr Härte gesetzt? Werden überhaupt genug Sicherheitskräfte zur Verfügung stehen, so dass man noch in der Lage ist zu behaupten der Staat habe die Fäden in der Hand? Der Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) [10] wurde ganz aktuell schaft kritisiert, weil er mehr als einen Tag nach der ersten Versammlung noch nicht Stellung bezogen hat.
Zum Schluss sei noch auf ein Video verwiesen, welches bei Focus gezeigt wurde [11]. In diesem wurden drei ausländisch aussehende junge Männer befragt, die allesamt ein ziemlich gutes Deutsch sprachen. Sie stammen auf Palästina, wohnen in Chemnitz und wurden über eventuellen Alltagsrassismus befragt, den sie in Chemnitz möglicherweise zu erleiden haben. Der Titel "Was eklig ist, sind die Blicke" sagt es eigentlich schon aus, was dem Video entnommen werden kann. Über mehr als Erlebnisse mit fragwürdigen Blicken, von denen die drei behaupten, dass sie diese täglich erlebten, konnte keiner der drei Befragten etwas sagen. Was nicht bedeutet, dass es in Chemnitz keine rassistisch eingestellten Menschen gibt, die aus ihrer Einstellung keinen Hehl machen, aber es bedeutet auch nicht, dass man als fremd aussehender Mensch dort Ausgrenzung, offene Feindseligkeiten und dergleichen zu befürchten hat. Von einem grassierenden Problem kann demnach keine Rede sein.
Es kann durchaus sein, dass man von jemandem länger als nur flüchtig angeschaut wird. In Städten passiert mir persönlich das allerdings nur selten, auf dem Land, wo man sich in der Regel ansieht und grüsst viel häufiger. Und dann kommt es auch kaum je so dazu, dass ich mit einer gewissen Sicherheit hinter dem Blick Verachtung, Argwohn oder sonst irgendwelche bösen Absichten zu erkennen vermute. Wobei ich bereits einmal in einer deutschen Stadt argwöhnisch von einem Muslim wegen meines Konsums von feinstem Schweinefleisch angesprochen wurde. Andere Menschen wegen ihres Essens anzusprechen käme mir nur dann in den Sinn, wenn ich es für interessant halte, wegen des Geruchs, Aussehens oder der Technik, mit der es gegessen wird.
Blicke von Menschen zu interpretieren, die ich nicht kenne, halte ich für sehr schwierig, es sei denn, sie sind wirklich offensichtlich und möglicherweise von entsprechenden Aussagen begleitet. Besonders schwierig wird es für mich mit der Interpretation, wenn der andere Mensch aus einer anderen Kultur stammt und ich mich mit ihm aufgrund einer grossen Sprachbarriere nicht wirklich verständigen kann. Dass man in Ländern, in denen man nicht Einheimisch aussieht möglicherweise auch erstaunte oder wenig freundlich gesinnte Blicke erntet ist nicht überraschend. Das habe ich selbst schon erlebt, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, den Einheimischen deswegen irgendeine Bösartigkeit oder Niedertracht zu unterstellen.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Chemnitz
https://en.wikipedia.org/wiki/Chemnitz
[2] Messerattacke in Chemnitz - Mann stirbt nach Streit in der Innenstadt - Stadtfest abgebrochen. Focus.de, 26. August 2018 https://www.focus.de/panorama/welt/toter-und-verletzte-nach-toedlichen-streit-in-chemnitz-stadtfest-abgebrochen_id_9476787.html
[3] Haftbefehle - Chemnitz: Syrer und Iraker unter Tatverdacht. Junge Freiheit, 27. August 2018 https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2018/chemnitz-syrer-und-iraker-unter-tatverdacht/
[4] Putins hybrider Großangriff zur Bundestagswahl 2017 - Propaganda-Feldzug sogar mit Sexmobs. Bild.de, 09. Dezember 2016, von Karina Mößbauer und Julian Röpcke https://www.bild.de/politik/inland/wladimir-putin/propaganda-putin2sexmobs-49205588.bild.html
[5] Ideologie 015 - Fake News, Russland greift Europa an? @saamychristen, 16. Dezember 2016 @saamychristen/ideologie-015-fake-news-russland-greift-europa-an
[6] Sachsen - Tödliche Messerattacke: Bundesregierung verurteilt „Hetzjagden“. Junge Freiheit, 27. August 2018 https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2018/toedliche-messerattacke-ob-entsetzt-ueber-demonstrationen/
[7] Chemnitz-Kommentar: Wenn der Staat abdankt. FAZ.net, 27. August 2018, von Reinhard Müller http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-zu-krawallen-in-chemnitz-15758575.html
[8] Meinung - Hass und Gewalt - In Chemnitz stehen Rechtsstaat und Polizei jetzt vor einer Bewährungsprobe. Welt.de, 28. August 2018, von Torsten Krauel https://www.welt.de/debatte/kommentare/article181331464/Chemnitz-Der-Rechtsstaat-kaempft-um-seine-Glaubwuerdigkeit.html
[9] Demonstrationen in Chemnitz - Die Haltungszyniker löschen Feuer mit Benzin. Junge Freiheit, 27. August 2018, von Kurt Zach https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2018/die-haltungszyniker-loeschen-feuer-mit-benzin/#comments
[10] Ausschreitungen in Chemnitz: Grüne kritisieren „skandalöses Schweigen“ Seehofers. FAZ.net, 28. August 2018, von peer./dpa http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/chemnitz-gruene-kritisieren-skandaloeses-schweigen-seehofers-15759153.html
[11] „Was eklig ist, sind die Blicke“ - Palästinenser berichten von Alltagsrassismus in Chemnitz. Focus, 27. August 2018, von Sebastian Lang https://www.focus.de/politik/deutschland/was-eklig-ist-sind-die-blicke-palaestinenser-berichten-von-alltagsrassismus-in-chemnitz_id_9483553.html
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