#Fotolern Teil 3 - Blende - Der Fotograf und der Blick hinter die Kulissen

Fotografie kann ein trockenes Thema sein...


Wie ihr sicher versteht, fällt es mir als Fotograf am Fließband schwer, mich immer und überall mit dem Thema zu beschäftigen. Wer will schon rund um die Uhr arbeiten... Theoriebeiträge zur Blende, sind weniger gut für angenehme Freizeitgestaltung geeignet, doch: Versprochen ist versprochen und #Fotolern ist Ehrensache.

Es gibt für mich auch andere Aufträge, Architektur oder Event zum Beispiel, aber seit ca. zwei Wochen sitze ich (viel zu oft durch Steemit abgelenkt ;) an einer großen Schule. Mehr als 400 Schülerportraits sind aus etwa 3500 geschossenen Fotos auszuwählen, auf Format zu bringen und zu bearbeiten, bevor sie gedruckt und verpackt werden können.

Auch wenn mir bei digitaler Bearbeitung mancher (Pickel)-Gesichter vorkomme wie ein Chirurg, nehme ich beim Fotografieren, immer die gleichen Einstellungen.

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Für Portraits in der Schulfotografie und Innenräumen ändere ich NIE die Blende.

Die Leistung der Studioblitze ist nicht auf jedem der Bilder gleichmäßig verteilt, eine Veränderung der Blendeneinstellung ist bei der Masse an Fotos allerdings nicht sinnvoll. Nachträglich "Schrauben", muss man hier und da trotzdem. Unangenehme Farbveränderungen durch unvermeidbare Mischlichtsituationen können nicht im Minutentakt durch manuellen Weißabgleich nachgebessert werden und der automatische Weißabgleich (auch ein Thema für #Fotolern) leistet auch mal schlechte Dienste. Die Stapelverarbeitung funktioniert leider nicht, doch komme ich lieber zum eigentlichen Thema, der Blende.

Meine Einstellungen zur Blende sind:

Die Iris und Blende meiner Canon 6d steht, am 70-200er Teleobjektiv mit einer Brennweite von ca. 80mm auf f/6.3 und bei einer Belichtungszeit von 1/100 Sekunden.

Das Ganze bei einer Lichtempfindlichkeit von ISO 200 bis 400 und unter Verwendung von Studioblitzen. Die Blitze stelle ich in der Regel auf ihre kleinste Stufe, um nicht weiter abblenden zu müssen und die Person nicht unnötig stark zu blenden. Die Belichtungszeit muss dabei über 1/80 liegen.

Das ist nötig, damit ich mit der schweren Kamera noch scharf aus der Hand fotografieren kann. Früher habe ich dazu ein Stativ verwendet. Das ist mir aber mittlerweile zu anstrengend und noch mehr zu schleppen. Lieber habe ich da mehr Bewegungsfreiheit , muss weniger Anweisungen geben und halte die Kamera in der Hand, selbst auf einem Stuhl sitzend.

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Aufgrund vieler Anfragen zum Job: Zur Schulfotografie gehört auch das Tische- und Stühlerücken ;)

Die Blende muss bei mir im Bereich von f/5.6 bis f/7.1 liegen, damit die Augen der abgebildeten Person zwar scharf sind und ein Teil des Gesichtes, nach hinten hin, auch noch scharf abgebildet ist.

Der Hintergrund sollte allerdings unscharf sein. Erstens, wird so der Blick des Betrachters instinktiv auf die scharf gestellten Augen gelenkt. Zweitens, sieht das Foto auch gleich ein bisschen „malerischer“ aus und man spart sich weitere Nachbearbeitung, die ja durchaus auch nötig ist, würden wir jede Minifalte des Hintergrundes direkt und scharf sehen.

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Bert bei Blende 5,6

Mit einem geringeren Schärfebereich, also einer Blendenzahl kleiner als f/5.6, beispielsweise f/2.8 nimmt der Schärfebereich im Bild weiter ab.

Ich hätte also Probleme, aus der Hand bei Belichtungszeit von 1/100, mit einer offenen Blende von 2.8 scharf zu fotografieren. Dieser Schärfebereich ist bei offener Blende (kleine Blendenzahl) ,räumlich gesehen, nach hinten hin sehr viel schmaler.

Wie @altobee, @fotogruppemunich und @grizzabella u.a. schon sehr gut erklärt haben, wird der Schärfebereich auf dem Foto, mit zunehmender Blendenzahl und abnehmender Blendenöffnung, größer. Jedoch fällt auch weniger Licht ein.

Wir brauchen also durch die kleinerer Lichtmenge, die nun den Bildsensor oder das lichtempfindliche Material (Film) erreicht, eine zunehmend längere Belichtungszeit.

Am besten lassen sich Wirkung und Funktion von Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit (ISO) anhand von einfachen Übungen wie zum Beispiel der Lichtmalerei unserer Steemit-Photokids verdeutlichen.

Ein hoher Schärfebereich verlangt bei wenig Licht immer eine wesentlich längere Zeit, die sich ohne Stativ und bei geringer Lichtempfindlichkeit des Materials (in der Digitalfotografie des Kamerasensors) nicht realisieren lässt.

Wenn ich meinen Schülern nun aber mit zuviel Theorie und Technik daher komme, schauen die mich nur an wie Bahnhof. Da kann ich alles noch so gut begriffen haben, oder davon begeistert sein.
Viele phsysikalische und technische Aspekte, vor allem der analogen Fotografie (lasst uns doch mal über Silberbromidkristalle referieren, da schalten die meisten Zuhörer noch schneller ab) sind für Laien und Autodidakten wie mich abschreckend und sehr trocken anzuhören.

Ich möchte Euch nicht lange mit Theorie volltexten und nur Merksätze nennen.

Ich erkläre die Blende immer über das menschliche Auge, das geht übrigens auch gut zum Thema Brennweite (50mm Brennweite ist hierbei Normalsicht, also das, was wir scharf und innerhalb unseres Sichtfeldes sehen können, ohne die Augen dabei zu verdrehen oder den Kopf zu bewegen).

Gehen wir in die pralle Mittagssonne sind wir geblendet, brauchen eine Sonnenbrille (siehe ND-Filter), oder müssen, genau wie unsere Kamera mit Hilfe ihrer Blende, die Augen zusammen kneifen.

Umso mehr wir unsere Augen öffnen, desto mehr können wir sehen. Doch umso lichtempfindlicher reagieren wir auch. Ähnlich funktioniert das Prinzip bei der Fotografie und der Kamera mit ihrem Auge, der Linse, dem Objektiv.

Wir sprechen von lichtempfindlichen Optiken oder Objektiven, wenn sie viel Licht erfassen können.

Eine möglichst kleine Blendenzahl entspricht dabei der größtmöglichen Blendenöffnung.
Die Zahlen 1:2.8 bis 1:22 kennen wir von der Beschriftung unserer Kamera am Objektiv.

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Eins zu Eins (1:1) ist dabei entsprechend der Lichtempfindlichkeit bzw. Lichtstärke des menschlichen Auges anzusehen.
Ein Blendenwert von 1:1 bzw. f/1.0 würde dem menschlichen Auge in Sachen Lichtempfindlichkeit gegenüber gleich sein. Zu beachten ist dabei stets, dass der Schärfebereich der Objektive mit offener Blende (kleine Zahl) geringer ist, als mit geschlossener Blende (große Zahl).
Das lässt sich auch gut ohne Kamera ausprobieren. Die Kraft der Sonne hatte ich genannt. Warum kneifen Menschen leicht die Augen zusammen, wenn Sie sich beim Sehen auf einen Punkt fixieren wollen?

Nimm als Beispiel die Hand und forme ein kleines Loch. Wenn Du mit dem Auge durch das geformte Loch in deiner Hand siehst, kannst Du nun schärfer sehen. Du hast eben die Blendenzahl deiner Hand erhöht und deren Blende vor deinem Auge geschlossen.

Alte Merkhilfen helfen:

  • Blende 8 -Sonne lacht
  • Blende 4 Mensch und Tier (gehen wir hier von Aussenaufnahmen aus)

und sind für den Anfänger und Laien eine gute Orientierung und Ausgangsbasis manueller Versuche.

Die Beiträge der Steemit-Photokids zum Thema Filter kommen auf jeden Fall noch.

ND- und Polfilter waren bei uns im Kurs lang schon dran, ich habe die Beiträge aber noch nicht geschafft.

Hier schon mal ein Bild, das nur mit ND-Filter (also Sonnenbrille) möglich ist, weil bei Tageslicht all zu lange Belichtungszeiten unmöglich werden. Dazu dann mehr im Beitrag der Steemit Photokids zum Thema ND-Filter.

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Bach im Leipziger Auwald: Blende 8 - 8 Sek. - ISO 100


Meinen Beitrag zum Auwald und mehr Bilder vom Wald findet ihr: Hier


P.S: Grüße an @joebackpacker, jetzt hab ich schon wieder vergessen das mit 50/50 wieder umzustellen. Und hat man einmal auf Senden geklickt..., Hilfe, Nein :)

Das nächste Projekt der Steemit-Photokids stelle ich übrigens diese Woche vor: "Projekt analog". Die Kids nutzen gerade alte Kameras in Vorbereitung auf die Dunkelkammer, mehr dazu im Blog.

auf zu neuen abenteuern.jpg

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