Walter Mehring - Von den Nazis verbrannte Autoren #2

Der zweite Autor, den ich euch vorstellen möchte, ist ein deutsch-jüdischer Satiriker, der von den Nazis verfolgt wurde und entkommen konnte. Vor zwei Monaten habe ich den ersten Artikel für diese Serie geschrieben. Nun soll endlich der zweite folgen. Da ich viele verschiedene Serien gleichzeitig schreibe, male, filme etc. kann es bis zum nächsten Artikel auch wieder ein bisschen dauern, aber ich versuche euch nicht mehr zwei ganze Monate warten zu lassen.

Kommen wir also zu Walter Mehring. Er wurde 1896 in Berlin geboren und sein "unpatriotisches Verhalten" wurde er bereits zur Schulzeit auffällig, sodass er sein Abitur nicht an seinem Gymnasium ablegen durfte. Sein Interesse galt schon früh der Kunst und so studierte er zweieinhalb Semester Kunstgeschichte in Berlin und München. In dieser Zeit begann er auch die ersten Gedichte für das Kunstmagazin "der Sturm" zu schreiben, eine Zeitschrift, die damals nur unter dem Ladentisch verkauft werden konnte, weil der Expressionismus, der darin vorgestellt wurde dem Staatsapperat Kaiser Wilhelms mit seiner klassischen, prunkvollen Herrscherkultkunst entgegenstand.


Ein Gedicht von Mehring gesprochen mit Berliner Dialekt.

Zunächst hatte Mehring von einem Leben als Künstler geträumt, als er dann aber eine Austellung von Van Gogh besuchte glaubte er nichts von der gleichen Größe schaffen zu können. Im Kreis um das Magazin "der Sturm" lernte er kritische Autoren der Zeit kennen, unter anderen auch Erich Mühsam, den ich in meinem ersten Post der Serie vorgestellt habe.

1919 wurden seine Chanson Werke im Zirkus Schumann in Berlin aufgeführt. Hier ein Video von einer Aufführung einer seiner Chansons im Jahr 1985:

1929 wurde sein Stück "Der Kaufmann von Berlin" in der Berliner Volksbühne uraufgeführt, was zu großem Aufsehen führte. Vor den Toren des Theaters demonstrierte die SA, während im Theater Nazis Stinkbomben warfen. Joseph Goebbels, Propagandaminister der Nazis, reagierte auf das Stück, in dem Mehring folgendermasen äußert: "Nun, da ihr wißt, wie alles enden kann, vergeßt es nie, wie es begann.", mit einem Artikel über Walter Mehring in seiner Zeitschrift "Der Angriff". Der Artikel trug den Titel "An den Galgen".

Dem Galgen entkam Walter Mehring durch die Hilfe eines Freundes, dem ihn in der Nacht vor dem Reichstagsbrand warte und bat nach Paris zu fliehen. Die Mutter Mehrings froh nicht aus Berlin und wurde deportiert und im KZ Ausschwitz ermordet.

Im Exil veröffentlichte er 1934 eine Chanson-, Balladen- und Legendensammlung mit dem Titel "... und euch zum Trotz", in der er unter anderem dieses Gedicht veröffentlichte:

"Dass diese Zeit uns wieder singen lehre
Die guten Lieder eines bösen Spotts
Selbst wenn uns Herz und Sinn danach nicht wäre
Nur Euch zum Trotz!

Und singen, bis es wider Euch sich kehre
Und einen Keil treib' in den groben Klotz!
Und dass es etwas uns die Brust entschwere!
Und uns zum Trost! Und Euch zum Trotz..."

Dieses Gedicht finde ich ebenfalls sehr eindrucksvoll:

Der Gedichteband durfte weder in Deutschland noch in Österreich vertrieben werden, da er Inhalt laut Franz von Papen das "arische Empfinden" kränke. Mehring lebte zu dieser Zeit in Wien und konnte in letzer Minute in die Schweiz entkommen. Von dort gelangte er wieder nach Paris. Als die Nazis dann in Frankreich einmarschierten floh er nach Marseille. Von dort aus wollte er in Richtung Spanien fliehen, wurde jedoch auf dem Weg von er Geheimpolizei gefasst. Seine Flucht aus dem Konzentrationslager gelang ihm mit einem ausgefuchsten Trick: In einem günstigen Moment schlich er sich zum Lagerausgang und betrat die Wachbarake, in der zwei französische Soldaten frühstückten. Als wie ihn fragten, was er wolle, antwortete er: "Ich will meinen Bruder, Herrn Mehring, hier im Lager besuchen. Ich habe gehört, dass er hier interniert ist." Auf die Frage auf ob er eine Besuchsgenehmigung habe antwortete er verneinend, worauf er aus dem Lager gescheucht wurde. Bei einem Bauern in Marseille konnte er dann unterkommen, bis ihm 1941 die Flucht in die Vereinigten Staaten in einem Laderaum eines Frachters gelang.

Nach Kriegsende kehrte Mehring nach Europa zurück. In der Zeit bis zum Ende des Krieges hatte er 30 Bücher geschrieben, die nun im Deutschland der Nachkriegszeit keine Aufmerksamkeit mehr fanden. Er verstarb 1981 in Zürich. Die Theaterstücke von Walter Mehring und seine Bücher sind bis heute nicht angemessen gewürdigt.

Ich hoffe euch hat dieser Artikel gefallen und ihr habt etwas über diesen Autor gelernt. Wenn euch der erste Artikel dieser Serie interessiert könnt ihr ihn hier finden.

Erich Mühsam (deutsch) - 1

I will translate this post to English soon. If you are interested to read the first post of this series you can find it here:

Erich Mühsam (english) - 1

Viel Licht und Liebe <3

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